Rückblicke aus der Gemeindebücherei

Adventliches Literaturkonzert am 27.11.2022

© Rita Plum

Draußen war es kalt, trübe und nieselig, drinnen im Bücherei-Café war es warm, gemütlich und erste selbst gebackene Plätzchen standen auf dem Tisch. Besser ging’s eigentlich gar nicht am ersten Advent. Doch, es ging natürlich noch besser; und zwar mit Hilfe dreier Künstlerinnen der Extraklasse.


Zwei von ihnen sind in unserer Region schon sehr bekannt und waren zum wiederholten Mal zu Gast in der Gemeindebücherei Simmerath: die Flötistin und Instrumentalpädagogin Simone König aus Hürtgenwald und Birgit Röseler, die renommierte Pianistin aus Monschau.

 

 

Ein neues Gesicht auf der Bücherei-Bühne war Susanne Tiggemann aus Schwerte, professionelle Erzählerin vom Erzähltheater Touché mit ihrem Weihnachtsprogramm „Ein trockenes Plätzchen“. Und sie verstand es ausgezeichnet, das Publikum zu berühren mit ihren Geschichten, gewürzt mit Zimt und Zucker, mit Herz und Verstand, gespickt mit Weisheiten und garniert mit viel Humor.


Ihre Präsentation zeichnete sich durch ein gelungenes Thematisieren von einer Vielzahl von Wünschen, die gerade zur Vorweihnachtszeit durch die Luft schwirren, aus sowie durch eine gute Spannung im Aufbau der Geschichten und eine wohldosierte Gestik, gepaart mit feinsinnigem Witz.

Die sensible musikalische Abstimmung und Begleitung der Erzählungen durch die Musikerinnen, machten den Nachmittag zu einem wunderbaren vorweihnachtlichen Erlebnis. Dafür bedankte sich das begeisterte Publikum mit stehendem Applaus.

© Rita Plum

Lesung "Letzte Unruhe"

Ludwig Henkelmann ist einer, der genau beobachtet und zuhört, der weiter denkt und sich Zeit nimmt für Geschichten und ihre Menschen, sowohl auf als auch unter der Erde. Und er ist immer mit dem Herzen dabei. Man ist versucht zu denken, dass auch die eigene Bestattung, wenn in seinen, dann in guten Händen wäre. 

Es ist schon so, dass wir den Friedhofsgärtner bei den Beisetzungen eher am Rande wahrnehmen. Er hält sich im Hintergrund, ist diskret, fast unsichtbar und spielt doch eine gewichtige Rolle im Ablauf des höchst emotionalen Geschehens. Umso interessanter und aufschlussreicher, einmal die Sicht aus seiner Perspektive dargeboten zu bekommen. So befand das, man kann schon sagen, beseelte Publikum, das in der Gemeindebücherei Simmerath Henkelmanns Lesung aus seinem Buch „Letzte Unruhe“ lauschte.

Darin hat er die „Begegnungen am Rande des Lebens“ in kurzen und längeren Erzählungen festgehalten. Ursprünglich mündlich der Familie und unter Freunden erzählt, bestärkten diese ihn darin, sie doch einmal aufzuschreiben. Der Eifeler Literaturverlag fand sie so gelungen, dass er ein Buch daraus machte.

Es geht um gute Absichten, die in Katastrophen münden, um Schicksal und seine Unausweichlichkeit und das Hadern mit demselben, aber auch um Zufälle zum Schmunzeln, die nur das Leben dirigieren kann. Das Leben, das zum Tod gehört, der uns letztlich alle gleich macht: den Armen wie den Reichen, den Bescheidenen wie den Aufschneider, dessen Angehörige ihm noch ein letztes zweifelhaftes Denkmal aus teurem schwarzem Marmor setzen, der Verpflichtung zur Zahlung der Raten aber nicht nachkommen. So gerät es zum Lotteriespiel, wann man den Namen an seinem Grab lesen darf und wann nicht. Denn der Steinmetz ist nun mal ein Mann mit Prinzipien. 

 

Waren Lesung und die Auswahl der Geschichten, mal mit Cliffhänger, mal zu Ende erzählt, geschickt von Ludwig Henkelmann inszeniert, so passten das sensible Gitarrenspiel und der Gesang von Michael Sparla aus Raeren ausgezeichnet dazu. Mit Songs von Leonhard Cohen, Johnny Cash oder Bob Dylan, welcher den Gevatter Tod als „Man in the Long Black Coat“ besingt, setzte Sparla ein wohlklingendes und tröstliches Ausrufezeichen vor oder hinter die Kapitel der „Letzten Unruhe“. Die lange Freundschaft der beiden ist offensichtlich die Basis für die Harmonie auch ihrer künstlerischen Partnerschaft, denn als Zugabe kam das Mundart-Lied in bester BAP-Manier „Herrjott övverall“, gedichtet vom Autor und vertont vom Gitarristen, in Simmerath zur Uraufführung. Langer Applaus war ihnen gewiss.

Lesung "Letzte Unruhe"

Lesung "Letzte Unruhe" © Foto: Bruno Plum

Kino in der Gemeindebücherei

Das Bücherei-Kino war ein schöner geselliger Abend. Die fast vierzig Besucherinnen und Besucher waren dankbar für das zurzeit einzige Film-Angebot in der näheren Umgebung. Die von Mitgliedern des Fördervereins gekochten und gebackenen indischen Snacks begeisterten und rundeten das Thema des Films, in dem indische Kulinarik im Vordergrund steht, und zwar nach bewährtem Rezept: Man nehme: eine sympathische Botschaft, gute Schauspieler, schöne Bilder und eine Prise Humor.

 

Foto: Karin Schmidt

Foto: Karin Schmidt

Verzauberte Bibliothek "Schöne Beine, kluger Kopf"

„Ich habe lange nicht mehr so herzlich gelacht wie in der Märchenstunde mit Frau Sommer“, so das Resümee einer Besucherin der „Verzauberten Bibliothek“ in der Gemeindebücherei Simmerath mit dem Untertitel „Schöne Beine, kluger Kopf“. Ein Abend nicht nur von Frau zu Frau, auch die anwesenden Herren kamen auf ihre Kosten.

Regina Sommer aus Aachen verzauberte mit ihrer klaren und lautmalerischen Stimme, entführte in den arabischen Sprachraum genauso wie in angelsächsische Gefilde, verbildlichte Unausgesprochenes durch ausdrucksstarke Gestik, mal überschwänglich, mal zurückhaltend. Sie erzählte Zaubermärchen der verschiedensten Völker, weckte Ungekanntes der Brüder Grimm aus seinem Dornröschenschlaf, berichtete über wahre Geschichten und Begegnungen.

Kluge, witzige, mutige und verschmitzte Frauen meldeten sich zu Wort: Mütter von minderbegabten Töchtern oder Söhnen, die dennoch durch weibliche Schläue und Gewitztheit unter die passende Haube gebracht werden konnten oder schöne Damen, die auf der Suche nach ihrem Traummann ganz gezielt auf unbedingte Gefügigkeit setzten und dabei mangelnde Intelligenz sehr gern in Kauf nahmen.

 

Foto: Karin Schmidt

Foto: Karin Schmidt

 

Wie im Märchenvortrag üblich baute sich Spannung auf durch Rätselaufgaben, gleichlautende Wiederholungen von Zaubersprüchen oder Befehlen und durch einen gewissen kalkulatorischen Informationsvorschuss beim Publikum, das wusste, worauf es hinauslaufen wird, aber vom Weg dahin humorvoll überrascht wurde. All das beherrscht Regina Sommer professionell, fast ohne Zuhilfenahme von Requisiten und aus einem reichen Erfahrungsschatz schöpfend.

Foto: Karin Schmidt

Foto: Karin Schmidt

Nach dem positiven Echo auf „Die verzauberte Bibliothek“, die im letzten Jahr ausschließlich für Kinder durchgeführt wurde, und dank der weiteren Förderung durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft und der großzügigen Unterstützung der Sparkasse Aachen kann der Wunsch nach Ausweitung der Veranstaltungsreihe auf eine ältere Zielgruppe gleich zweimal in diesem Jahr erfüllt werden. Dabei sind die Freunde fürs Lesen und das Haus der Märchen und Geschichten in Aachen Kooperationspartner.

Lesung "Ein Sommer in Schweden"

Bald sind Sommerferien und für gar nicht wenige Eifeler Familien ist Schweden das Urlaubsziel ihrer Wahl. Viel Bullerbü-Gefühl schwingt bei der Vorfreude aufs Land der Zimtschnecken, von Mittsommar und Pippi Langstrumpf mit.

Wie praktisch, dass Miriam Schaps, Fachfrau in Sachen Kinderliteratur aus Monschau, rechtzeitig ihren Kinderreiseführer „Sommer in Schweden“ herausgebracht und diesen in der Gemeindebücherei Simmerath vorgestellt hat. Die Kinderbuchautorin weiß gut, wovon sie schreibt, hat sie doch in jungen Jahren sowohl Ferienfreizeiten als auch ein Soziales Jahr in Schweden verbracht und auch später ihre eigene Familie dazu „verführt“, die Heimat von Astrid Lindgren zu lieben.

Dies schaffte Miriam Schaps auch beim Publikum während der fast einstündigen Lesung aus ihrem Buch, das eine Mischung aus Abenteuergeschichte, Kriminalfall und Reiseführer um die Geschwister Ole, Lotta und Alfred darstellt. Dabei entdecken die Drei Sehenswürdigkeiten und Ausflugsziele, die Kindern wirklich Spaß machen. Besonders erwähnenswert sind die liebevollen Illustrationen von Manja Adamson.

 

Geschickt band die Schwedenkennerin die anwesenden Kinder mit ins Geschehen ein und ließ sie zu Wort und zum Mitmachen kommen. Viel Aktion drehte sich um einen mit Flagge, Globus, einem Dala-Pferdchen und Büchern dekorierten Tisch. So wurde zum Beispiel ein Mittsommer-Tanz getanzt, zu dem die Jungen und Mädchen ein Lied in schwedischer Sprache sangen. 

Das machte Spaß und weckte Vorfreude auf einen Sommer in Schweden. Darüber hinaus beantwortete Miriam Schaps die Fragen der Kinder, etwa nach dem Bücherschreiben an sich sowie nach der Entstehung eines Buchs. Sie berichtete kurzweilig und auskunftsfreudig. Schließlich hat sie bereits viel Erfahrung mit dem Schreiben sammeln können, sowohl in ihrem Kinderbuchblog www.geschichtenwolke.de  als auch mit ihren fünf Kinderreiseführern, die sie im Biber & Butzemann-Verlag veröffentlicht hat und von denen auch zwei in der Eifel spielen. Die Abenteuer von Lilly und Nikolas in der Vulkaneifel, im Ruhrgebiet sowie in der Nordeifel und Aachen waren nach der Lesung ebenfalls von Interesse. Signierte Exemplare wurden gekauft oder in der Bücherei ausgeliehen. 

Lesung "Rückkehr"

Ein volles Haus und einen wunderbar melodischen Abend bescherte die musikalische Lesung „Rückkehr“ dem Publikum kürzlich in der Gemeindebücherei Simmerath, melodisch sowohl durch die Saxophonklänge von Heribert Leuchter als auch die feine poetische Sprache von Willi Achten.

Sein Buch „Rückkehr“ ist erst kürzlich erschienen. Umso mehr freuten sich die Freunde fürs Lesen, dass der Autor so schnell ihrer Einladung gefolgt war und diesen Termin selbst als kleines Heimspiel bezeichnete, war er doch erst im letzten Herbst zu Gast.

Das Motiv Rückkehr im Buch ist ein Vielfältiges: Jakob Kilv kehrt zurück in sein Heimatdorf in den Alpen, das er in jungen Jahren Hals über Kopf verlassen musste. Warum, erfährt der Lesende erst nach und nach. Es geht auch um das Thema „Zurück zur Natur“. Und es geht um ein imposantes Tier, das zurückgeholt, wieder angesiedelt werden soll, den Bartgeier.

 

 

„Willi Achten trug seine Buchpassagen behutsam vor, nahm seine Zuhörer mit in das Beziehungsgeflecht und die Gefühlswelt seiner Protagonisten, ließ teilhaben an der Rückkehr in ein früheres Leben.

Die Sehnsucht, die offen gebliebenen Fragen und die Erinnerungen an Menschen und Orte zu klären, denen die Hauptfigur entflohen war, intensivierte Heribert Leuchter mit seiner eigens komponierten Musik. Sie trug das Gehörte mitten ins Herz, ließ Angst, Unsicherheit und die Suche nach der vermeintlich heilen Welt eindrucksvoll nachklingen“, so eine bewegte Stimme aus dem Publikum, begleitet von lang anhaltendem Applaus.

Abschluss der Schreibwerkstatt "Tintenblau"

02.05.2022 - Seit Februar dieses Jahres führte die Gemeindebücherei Simmerath unter der Leitung von Miriam Schaps ihre achte Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche durch, diesmal unter dem Motto "Tintenblau“. Gefördert wurde sie bereits zum siebten Mal durch das landesweite Projekt "SchreibLand NRW" von Deutschem Bibliotheksverband und Literaturbüro NRW.

Unser Förderverein, die Freunde fürs Lesen, haben in diesem wie schon im letzten Jahr ein Corona-Zeichen gesetzt und die Teilnehmergebühren in Höhe von jeweils 25,00 € für 9 Mädchen und Jungen übernommen, ebenso für Gebäck und Getränke, die bei jedem Treffen zur Verfügung gestellt werden.    

Wenn Corona bzw. Quarantänemaßnahmen auch den vorgesehenen Start Ende Januar etwas verzögert haben, waren dann doch durchgängig Treffen in Präsenz wieder möglich. Zehn Mal traf man sich für anderthalb Stunden zum Gedankenaustausch und spielerischem Umgang mit Literatur und dem Ziel, das Erfahrene schriftlich zu erfassen.

Die entstandenen Texte der Jugendlichen, die teilweise zum wiederholten Mal teilnahmen und ihre Fähigkeiten auf beeindruckende Weise weiterentwickelt haben, konnten sich wieder einmal sehen und hören lassen. Sie zeugten von erstaunlich „erwachsener“ Formulierungskunst, Dramatik, Fantasie und Humor.

So erzählte etwa ein Füller, welche fantasievollen Gedankengänge seines Schreibers er auszuführen hatte. Dass ein ganz bestimmtes Himmelsgrau mit vergammelter Leberwurst verglichen wurde, war ungewöhnlich, aber faszinierend in der Ausführung. Beim Sprung von der Klippe oder beim Gang in den dunklen Keller, beides mit starken Gefühlen besetzte Motive, war das Publikum hautnah dabei und spürte förmlich die Angst, den Mut und die Erleichterung der Protagonisten. Gekonnt wurde in den beispielhaften Geschichten Spannung aufgebaut, der rote Faden gesponnen und das Ende überraschend inszeniert.

Die wirklich respektable Leistung wurde mit viel Applaus honoriert, ebenso die professionelle und abwechslungsreiche Leitung und Begleitung durch Miriam Schaps. Ihr gehen die Ideen nicht aus, sie besucht regelmäßig Fortbildungen und brennt darauf, das Erfahrene praktisch umzusetzen, was ihr augenscheinlich immer wieder gelingt.

Jungautoren:
Aaron, Alonja, Emil, Emma, Leonie, Linda, Timo, Lykka und Mio

Zwangssterilisationen und Euthanasieverbrechen im Kreis Monschau

Wegen der großen Nachfrage referierte Dr. Dieter Lenzen, Arzt und Historiker aus Simmerath-Kesternich, gleich zwei Mal in der Gemeindebücherei Simmerath zu den Themen Zwangssterilisationen und Euthanasieverbrechen im Kreis Monschau. Dazu hat er kürzlich ein Buch mit demselben Titel veröffentlicht.

Nachdem bereits zum Inhalt Einiges in der Presse zu lesen war, erscheint es wichtig, an dieser Stelle noch einmal auf das Verdienst des Autors hinzuweisen, sich dieses dunklen Kapitels Eifeler Geschichte angenommen zu haben.

Die Auseinandersetzung ist richtig;  ganz allgemein im Sinne der deutschen Geschichtsbewältigung, aber auch indem man die Brücke schlägt zum Heute der Selbstoptimierung von Leben, sowohl bevor es geboren als auch bevor es beendet wird.

Und im Speziellen, was den Zusammenhang des traurigen Themas mit der beschaulichen Eifel betrifft, ist eine Aufarbeitung ebenfalls dringend nötig. Den Opfern wird endlich ein Gesicht gegeben, wenn auch zum Schutz der Angehörigen, deren familiäres Leid und die Schuldgefühle bis heute tief sitzen, auf die Nennung von Namen im Buch verzichtet wird.

Nachdem er vor vier Jahren die Zwangsarbeit im Kreis Monschau unter die Lupe genommen hat, legt Dieter Lenzen nun ein weiteres Werk vor, mit dem er sich dem Vorwurf der Nestbeschmutzung ausgesetzt weiß.

Dabei ist zu betonen, dass der Autor nicht richtet, sondern sich selbst immer wieder die Frage stellt, wie er in dieser Zeit gehandelt hätte, wohl wissend, dass die medizinische Ausbildung viel stärker der nationalsozialistischen Ideologie unterlag, als heutzutage landläufig bekannt ist.

Nicht zuletzt das große Interesse des Publikums, mit jeweils ca. 40 Personen, am Vortrag von Dr. Dieter Lenzen und die zahlreichen Fragen, Anregungen, Hinweise, die persönlich an den Autor gerichtet wurden, sprechen dafür, dass die regionale Beschäftigung mit nationalsozialistischen Gräueltaten womöglich erst angestoßen wurde und es noch manche Antworten auf ungeklärte Fragen geben wird.

An mancher Stelle fügt sich sogar, so auch während der Vorträge in der Gemeindebücherei, ein Puzzle-Teil in einen noch unvollständigen Kontext ein und liefert weitere wertvolle Erkenntnisse.

„Die verzauberte Bibliothek“ – ein Erfolgsprojekt im Rückblick

"Wenn du siehst, dass jemand seine großen Stiefel anzieht und seinen Hut aufsetzt, kannst du davon ausgehen, dass ein Abenteuer passiert“, ist sich nicht nur Pu, der Bär, ziemlich sicher. Auch beim Besuch der professionellen Erzählerinnen und Erzähler, welche im Laufe des letzten Jahres in der Gemeindebücherei Simmerath ihr Können darboten, durften die kleinen und großen Zuhörerinnen und Zuhörer auf Abenteuer pur gespannt und derer gewiss sein.

An jedem 2. Dienstagnachmittag im Monat machten abwechselnd und teilweise wiederholt Christiane Willms, Regina Sommer, Harry Rischar, Selma Scheele und Lotte von der Inde Station in Simmerath. Im Gepäck hatten sie Geschichten aus der ganzen Welt, von Märchenwesen, Kobolden, Feen, Hexen und Zauberern, Heldinnen und Helden. Ihr Koffer war nicht groß, allenfalls hatten Kostüm, Zauberkugel oder andere geheimnisvolle Dinge darin Platz. Eine ganze verzauberte Bibliothek passte in ihren Kopf, mitreißend, auch über Corona-Abstand hinweg, erzählt für Jung und Alt.

Mit ihrer wandlungsfähigen, facettenreichen Sprache und Mimik, ihrer ausdrucksstarken Pantomime unterstrichen die Künstler/innen die spannungsvollen Momente der Geschichten, nahmen so die Zuhörenden mitten hinein in die Dynamik der Abläufe, ließen sie zu Protagonisten werden, welche das Geschehen mitgestalteten.

Das Interesse an dieser vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW/Regionale Kulturpolitik geförderten Veranstaltungsreihe der Freunde fürs Lesen in Kooperation mit dem Haus der Märchen und Geschichten in Aachen war am Ende so groß, dass zwei Runden an einem Nachmittag durchgeführt wurden.

Mit Regina Sommers Wintergeschichten schloss sich im Dezember der Erzählkreis 2021 in Simmerath. Sie führte die Kinder durch ein geheimes Tor ins Märchenland des Winters, etwa nach Russland, wo das Söhnchen von Väterchen Frost sein eiskaltes Handwerk lernte, oder ins Elsass zu einer bitterarmen Familie, der die Weihnachtsfee zu Wohlstand verhalf. Magische Wesen, Gold und Sterne erzeugten eine vorweihnachtliche Stimmung der besonderen Art.

Mit Blick auf die vielfältigen Angebote im Unterhaltungsbereich erhält die Kunst des Erzählens eine neue Form der Exklusivität. Die pädagogisch wertvolle und entwicklungsfördernde Bedeutung des Zuhörens für Kinder jeden Alters ist unbestritten und bekannt. Gut erzählte Geschichten vermögen auch die Erwachsenen zu verzaubern und in die Kindheit zurückzuführen.

Das positive Echo und die Nachfrage nach weiteren Terminen der Veranstaltungsreihe waren groß, umso mehr freuen sich Gemeindebücherei und die Freunde fürs Lesen, dass die „Verzauberte Bibliothek“ ab April dieses Jahres eine Fortsetzung erfährt. Dank der weiteren Förderung durch die Regionale Kulturpolitik und der großzügigen Unterstützung der Sparkasse Aachen, stehen auch zwei Erzählabende für Erwachsene auf dem Jahresprogramm. Die Termine 2022 auf einen Blick:
Für Kinder ab 6: 05.04., 14.06., 13.09., 08.11., 13.12.,
jeweils um 16.00 Uhr
Für Erwachsene: 20.05. und 21.10., jeweils um 19:30 Uhr

"Geschichtenfischer": Abschlussarbeiten der Schreibwerkstatt präsentiert

Schreibwerkstatt "Geschichtenfischer"

Die Geschichtenfischer machten großen Fang. Ein prall gefülltes Netz mit Geschichten voller Fantasie, Spannung, Glück und jeder Menge Humor wurden bei der Abschlussveranstaltung der Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche vorgestellt. Viel Lob und Applaus gab's dafür aus dem Publikum.

Seit Juni dieses Jahres führte die Gemeindebücherei Simmerath unter der Leitung von Miriam Schaps ihre siebte Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche durch, diesmal unter dem Motto "Geschichtenfischer“.

Abschlussarbeiten der Schreibwerkstatt präsentiert.

Gefördert wurde sie bereits zum sechsten Mal durch das landesweite Projekt "SchreibLand NRW" von Deutschem Bibliotheksverband und Literaturbüro NRW. Unser Förderverein, die Freunde fürs Lesen, haben in diesem Jahr ein Corona-Zeichen gesetzt und die Teilnehmergebühren in Höhe von jeweils 25,00 € für 8 Mädchen und Jungen übernommen.

Schreibwerkstatt "Geschichtenfischer"

Nachdem Corona den Start im Frühjahr ausgebremst hatte, konnte es im Juni losgehen, zunächst nur online. Schon bald aber waren Treffen in Präsenz möglich, was die Sache für alle Beteiligten leichter und schöner machte. Zehn Mal trafen sich vier Mädchen und vier Jungen für anderthalb Stunden zum Gedankenaustausch und spielerischem Umgang mit Literatur und dem Ziel, das Erfahrene schriftlich zu erfassen.

Es war wieder schön zu beobachten, dass bei den Unterrichtseinheiten eine lockere, dennoch konzentrierte Stimmung herrschte und die Teilnehmenden gut miteinander harmonierten. Durch die professionelle und abwechslungsreiche Leitung und Begleitung durch Miriam Schaps wurden gute Ergebnisse erzielt. Ihr gehen die Ideen nicht aus, sie besucht regelmäßig Fortbildungen und brennt darauf, das Erfahrene praktisch umzusetzen, was ihr augenscheinlich immer wieder gelingt.

„Die wir liebten“, musikalische Lesung mit Willi Achten und Heribert Leuchter

Nach langer Zwangspause wagten die Gemeindebücherei Simmerath und die Freunde fürs Lesen eine erste Veranstaltung für Erwachsene, und zwar die musikalische Lesung  „Die wir liebten“ mit Willi Achten und Heribert Leuchter. Nachdem bei der Planung leise Zweifel daran bestanden, ob das Angebot auf mutigen Zuspruch stoßen würde, wurden diese schon nach den ersten Ankündigungen zerstreut. Eine freudige und erleichterte Erwartung, „dass es endlich wieder losgeht“, war schließlich in der ausgebuchten Bücherei zu spüren.

Diese wurde durch den spannenden und berührenden Vortrag der beiden Künstler Willi Achten und Heribert Leuchter mehr als erfüllt. Willi Achtens Buch „Die wir liebten“ blickt auf eine nähere Vergangenheit, die 70er Jahre, zurück, auf eine Vergangenheit, die immer noch geprägt war von Erziehungsmethoden, die wir seit dem Nationalsozialismus eigentlich längst überholt glaubten.

Willi Achten und Heribert Leuchter (vlnr.) sorgten für einen spannenden und berührenden Vortrag in der Gemeindebücherei.

Willi Achten und Heribert Leuchter (vlnr.) sorgten für einen spannenden und berührenden Vortrag in der Gemeindebücherei.

Die Brüder Edgar und Roman wachsen zunächst im Verbund ihrer Großfamilie in einem Dorf am Niederrhein auf. Die Jungs führen ein freies und dennoch behütetes Leben. Als sich jedoch die Eltern trennen, verlieren sie den Boden unter den Füßen und schlagen über die Stränge. Plötzlich steht das Jugendamt vor der Tür und bringt die Geschwister in den „Gnadenhof“, ein berüchtigtes Heim, das in der Nazizeit stehen geblieben zu sein scheint.

Die Lesung war mehrere Tage zuvor bereits ausgebucht.

Die Lesung war mehrere Tage zuvor bereits ausgebucht.

Wer Willi Achtens Bücher kennt, auch seine Lyrik, ist immer wieder berührt von seiner poetischen Sprache, seinem feinen Stil. So auch in diesem Buch. Unter den grauen Wolken eines drohenden Unheils gelingt es dem Autor, dennoch das grüne Band einer heilen Welt des Familienzusammenhalts und der Bruderliebe auszubreiten. Seine eindringlichen, eher leisen Texte verlangen geradezu nach einem ebensolchen musikalischen Gegenpart. Diesen hat er kongenial in Heribert Leuchter gefunden, dem renommierten Aachener Saxophonisten und Musikproduzenten. Seine Komposition zum Buch trägt den Titel „Früher war alles schlimmer“. „Er unterstrich die bewegenden Textpassagen so intensiv, dass das Gehörte Zeit fand, sich zu ordnen“, so eine Stimme aus dem Publikum.

Am Ende gab es lang anhaltenden Applaus, sowohl für den stimmigen und beeindruckenden Vortrag, als auch für den Einsatz der Freunde fürs Lesen bez. der praktischen und organisatorischen Unterstützung sowie der Finanzierung dieser Veranstaltung.

"Ideen, Wörter, Texte digital" - Schreibwerkstatt mal anders

Digitale Fortführung der Schreibwerkstatt


Spielerisch und kreativ zu verschiedenen Themen eigene Texte entwickeln - das lernt man in der Schreibwerkstatt. Spannende Geschichten erzählen, der Fantasie freien Lauf lassen und herausarbeiten, worauf man beim Schreiben achten muss; das entwickelt sich im Laufe von zehn Wochen Schritt für Schritt. Spielen, rätseln, Quatsch machen; das gehört selbstverständlich auch dazu. Die Begegnung und die direkte mündliche Rückmeldung auf das, was erarbeitet und vorgetragen wird, stehen im Vordergrund. Normalerweise.

Nicht so in Zeiten von Corona. Kaum hatten die neun Mädchen und Jungen Anfang März in der Gemeindebücherei Simmerath unter der Leitung von Miriam Schaps ihre Schreibwerkstatt, gefördert von "Schreibland NRW", begonnen, schon galt nach dem ersten Treffen die Corona-Kontaktsperre. Das löste zunächst einmal eine große Enttäuschung aus. Diese hielt aber nicht sehr lange an, schlugen Bücherei und  Werkstattleiterin doch die digitale Fortführung vor. Mittlerweile war diese neue Form der Kommunikation bereits vom schulischen Lernen her bekannt und so machten acht von neun Jugendlichen weiter mit.

Die Aufgaben wurden per E-Mail verschickt. Der verbindende Aspekt des Miteinanders stand im Vordergrund. So entstanden etwa Fortsetzungsgeschichten, die von einer/einem begonnen und von anderen weiter geschrieben wurden. Dabei konnte aus einem Fundus an interessanten Figuren geschöpft werden, die jeweils von den Jungautoren entwickelt wurden. Alle erhielten von Miriam Schaps eine ausführliche persönliche Online-Rückmeldung mit hilfreichen Tipps für den weiteren Verlauf.

Werkstattgespräch per Videokonferenz


Natürlich hatten die Jugendlichen darüber hinaus so manches Mitteilungsbedürfnis oder Fragen und Anregungen. Diese wurden mehrmals in einem gemeinsamen Werkstattgespräch per Videokonferenz erörtert. Hier bestand auch die Möglichkeit, eigene Texte vorzutragen und ein objektives, respektvolles Feedback der anderen zu erhalten. Es gefiel den jeweils Teilnehmenden gut, sich wenigstens ab und zu auf diesem Weg zu sehen und sich ein wenig auszutauschen.

Am meisten freuen sich alle Beteiligten aber darauf, nach den Sommerferien, wenn auch mit Abstand, wieder an einem Tisch in der Bücherei zu sitzen und die letzten Wochen und Monate Revue passieren zu lassen. Sicherlich entsteht zu diesen verrückten Zeiten auch wieder eine ganz eigene verrückte Geschichte.

„Das geheime Leben des Monsieur Pick“

Französisch-deutsche Lesung mit David Foenkinos
(Die Euregio liest) am 11. Februar 2020

Eine kleine Bibliothek in einer mittelgroßen Gemeinde mitten in einer malerischen Landschaft mit rauem Charme; das scheinen neben einer als spannendes Rätsel aufgebauten Handlung die Garanten für einen bestsellerverdächtigen Roman zu sein. Auch wenn dessen Autor diesen in der Bretagne angesiedelt hat, boten die Gemeindebücherei Simmerath und ihre Umgebung für eine Lesung aus „Das geheime Leben des Monsieur Pick“ einen adäquaten Vergleichsstandort in der Eifel, zwar ohne Meer, dafür mit Schnee.                                   

Die Kulisse war also perfekt, noch dazu, weil es sowohl im bretonischen Crozon als auch in Simmerath einen Pizzabäcker gibt, der im Rahmen dieser außergewöhnlichen Veranstaltung, die einen kleinen Beitrag zur europäischen Idee leistete, eine entscheidende Rolle spielte. Dem französischen wurde ein bedeutendes Romanmanuskript angedichtet, der Eifeler Pizzaiolo steuerte delikate Pizzahäppchen bei. So gelang die Einstimmung auf die französisch-deutsche Begegnung von über vierzig Besucherinnen und Besuchern mit dem französischen Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur David Foenkinos und dem Übersetzer seines Buchs Christian Kolb.

Von einer Begegnung zu sprechen, trifft den Kern der Sache tatsächlich eher. Statt einer Lesung im klassischen Sinne wurde vielmehr ein Spaziergang durch den Schreibbetrieb über Ländergrenzen hinweg präsentiert sowie ein Autorenleben, dessen beruflicher Erfolg keineswegs in die Wiege gelegt war. Foenkinos kam im Alter von sechzehn Jahren während eines langen Krankenhausaufenthalts aus Langeweile zum Schreiben; und zwar indem er zunächst Liebesbriefe verfasste. Er war oft verliebt, seine Leidenschaft wurde aber nur selten erwidert. Was damals schmerzlich war, bezeichnet er heute als Glück, denn sonst, so vermutet er, wäre er nicht zum ernstzunehmenden Autor herangereift.

Genau das ist ihm in den letzten dreißig Jahren gelungen, sieht man auf die lange Liste seiner Bibliografie und die adaptierten Filme dazu. Aktuell ist also das Geheimnis um Henri Pick in aller Munde, dessen Verfilmung gerade in den deutschen Kinos angelaufen ist. An der Verbreitung seiner Romane in Deutschland hat Christian Kolb großen Anteil. Foenkinos bezeichnet ihn als „seinen“ Übersetzer, dem er uneingeschränktes Vertrauen entgegenbringt.

Sehr sympathisch, kompetent und souverän hielt Ina Engelhardt die französisch-deutschen Moderationsfäden in der Hand, was den Mut und die Begeisterung des Publikums bestärkte, in beiden Sprachen Fragen zu stellen und interessante Einblicke ins Literaturambiente und -geschäft zu erhalten.  Die junge Frau absolviert zurzeit ein Praktikum beim Verein „EuregioKultur e.V.“ in Lüttich, der im Rahmen des grenzüberschreitenden Literatur-Projekts „Die Euregio liest“ dankenswerterweise diesen literarischen Austausch in der Eifel möglich machte. 

Über weitere Termine der nominierten Autoren informiert www.euregio-lit.eu/

Adventliches Literaturkonzert 2019

Draußen war es kalt, ein trüber Himmel und das ein oder andere Flöckchen traute sich aus dem Himmel. Drinnen war es warm, gemütlich und erste selbst gebackene Plätzchen standen auf den weihnachtlich geschmückten Tischchen des bis auf den letzten Platz gefüllten, stimmungsvoll dekorierten Bücherei-Cafés. Doch es ging tatsächlich noch besser, denn als Künstler des Adventlichen Literaturkonzerts der Gemeindebücherei Simmerath und der Freunde fürs Lesen standen Simone König, Birgit Röseler und Thomas J. Lennartz auf dem Programm.

Namen, die für sich sprechen und dafür, dass die Besucherinnen und Besucher etwas Besonderes erwarten dürfen, besonders, weil durchaus weihnachtlich Ungewöhnliches zu Gehör gebracht wird, und das fein abwägt zwischen Lachen und Weinen, zwischen Staunen und Wiederkennen, zwischen Schwer und Leicht. So war es nur folgerichtig, dass es sowohl stimmlich als auch musikalisch mal polterte und knallte, mal säuselte und flüsterte, es mal piano, mal fortissimo klang.

Damit Thomas J. Lennartz auch noch in der letzten Reihe zu sehen und zu hören war, musste er diesmal im Stehen agieren. Hatte er im Vorfeld noch ein wenig damit gehadert, merkte man ihm bereits nach wenigen Sätzen an, dass ihn die ungeahnte Bewegungsfreiheit geradezu beflügelte und ihm zu noch mehr Stimmvolumen verhalf. Er deklamierte aufrecht, raumgreifend, laut und etwas grob, wenn es nötig war, wie etwa bei der Schilderung der allseits beliebten Stenkelfeldschen „Weihnachtstellertauschbörse“ und der kettenreaktionären „Hommage an den Silvesterwahnsinn“ oder bei den „Weihnachtsbräuchen“ von Jochen Malmsheimer, die Leih-Omas fürs Fest, den jährlich grüßenden Murmeltierkarpfen oder einen zur Seite gestellten kompetenten Dentisten für den Verzehr von Aachener Printen propagierten.

An anderer Stelle stand Lennartz einfach still, etwas gebückt, mit den Händen am Pult Halt suchend, um leise zu werden und dem, was kaum mit Worten zu beschreiben ist, dennoch den passenden Laut zu geben. Eine Stecknadel hätte man fallen hören bei den „Drei dunklen Königen“ von Wolfgang Borchert, die versehrt an Leib und Seele im Nachkriegswinter 1946 einen Platz zum Aufwärmen suchen und eine Hoffnung in Gestalt eines Neugeborenen finden. Ebenso anrührend und erinnerungsstark das Weihnachtswunder am „Heiligabend im Hürtgenwald 1944“ von Fritz Vinken, an dem die Waffen schwiegen und Feind zu Freund wurde.

 

Seine Akribie in der Tongebung hielt er ebenfalls sowohl im liebevoll-ironischen Stillleben „Der Weihnachtsbaum“ von Joachim Ringelnatz als auch im russischen Märchen „Die Weihnachtsglocke“ und in der Christuslegende „Die Heilige Nacht“ von Selma Lagerlöf konsequent und wunderbar aufrecht.

Da sie nun beim zweiten Mal ihres Dabeiseins wussten, was textlich auf sie zukam, griffen die überregional renommierten Musikerinnen, die Flötistin und Instrumentalpädagogin Simone König und die Pianistin Birgit Röseler, ihrerseits ganz weitgespannt und flinkhändig in die Tasten ihres Repertoires an klassischer Musik. Mit dem „Allegretto grazioso“ von Max Reger wurde das Programm wirklich anmutig im Wortsinn eröffnet und mit Albert Roussels Nr. 4 „Mr de la Péjaudie“ aus den “Joueurs de flûte“ op. 27 fulminant beendet.  

Zwischen den Texten fanden beschwingte Elemente wie z.B. die Humoreske „Sandmännchen“ von Wilhelm Popp und Kantilenen, wie die aus Francis Poulencs „Sonate für Flöte und Klavier“, ihren überaus passenden Platz. Aber auch Wiegenlied (Albert Franz Doppler: Berceuse op.15) und ruhige, getragene Musik wie die „Pavana“ der „5 Pezzi facili“ von Nino Rota waren geschickt gewählt. So wie Piano und Flöte in den Tempi von Andante bis Presto erklangen, so zeigten Birgit Röseler und Simone König genau die Kunstfertigkeit und Professionalität, die von ihrer Fangemeinde erwartet wurde.

„Eigentlich war es schon fast wie Weihnachten“, resümierte am Ende eine Besucherin. Dem ist auch eigentlich nichts hinzuzufügen außer: langanhaltenden Applaus.

Vortrag "Zwangsarbeit im Kreis Monschau 1939 – 1945" mit Dr. Dieter Lenzen

Es bedarf des Austauschs und des Zusammenkommens, und zwar über das reine Lesen des Buches von Dieter Lenzen hinaus. Dazu hatten der Geschichtsverein des Monschauer Landes und der Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath am 13. November in die Gemeindebücherei eingeladen. Das Interesse war so groß, dass der Platz für alle Anfragen nicht ausreichte.

Nach dem informativen, teilweise schockierenden, aber auch von positiven Beispielen des Umgangs mit Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen zeugenden Lichtbildvortrag nutzte das Publikum ausgiebig das Angebot der Diskussion und des Nachfragens.

Maria Zielinsky, Bronislav Budas, Valentina Kartikow; das sind nur drei von über dreizehnhundert Namen, die seit einiger Zeit in unserer Region ein Gesicht bekommen haben. „Vennlager“, „Zollhäuser Kreuzbend“, „Gefangenenlager Rurberg“ oder „Lager Florabrücke“ sind die Namen von einigen Zwangsarbeiterlagern, die nun genau zu verorten sind. Sie stehen fett gedruckt im dunklen Kapitel mit der Überschrift „Zwangsarbeit“ des imaginären Buchs Eifeler Geschichte während des Zweiten Weltkriegs.

Das reale Buch „Zwangsarbeit im Kreis Monschau 1939 – 1945“ hat Dieter Lenzen aus Simmerath-Kesternich geschrieben. Seit der Veröffentlichung im Januar 2019 hat sein Inhalt weite Kreise gezogen. Die dort dokumentierten Recherchen waren aufwändig, mühsam und kleinteilig. Mit Akribie und Beharrlichkeit ging der Autor Hinweisen zur Zwangsarbeit nach. Und auch weiterhin gelangt er zu neuen Erkenntnissen, etwa durch die Publikation eines ehemals in Monschau internierten polnischen Offiziersanwärters, die Lenzen mit Unterstützung des Geschichtsvereins des Monschauer Landes ins Deutsche übersetzen ließ.

 

Großes Interesse beim Vortrag mit Dr. Dieter Lenzen

Es liegt in der Natur der Sache, dass er auf Vorbehalte, Zurückhaltung und wenig offene Türen und Ohren traf. Denn das Thema polarisiert, reißt alte Wunden auf, holt verdrängt Geglaubtes jäh an die Oberfläche. Dieter Lenzen ist es wichtig zu betonen, dass er niemanden anklagen oder verurteilen will, dies stehe ihm nicht zu, zumal er als jemand, der nach dem Krieg geboren wurde, nicht weiß, wie er sich verhalten hätte. Aber er hat Wünsche an die regionale Erinnerungskultur, die auch für die junge Generation nachvollziehbar sein sollte, besonders angesichts eines aktuell in Deutschland erstarkenden Rechtsradikalismus, der den Zenit der Warnung „Wehret den Anfängen“ bereits überschritten hat.

Und Erinnerung brennt der Generation der Kinder von Tätern und Opfern auf den Nägeln. Was die Zeitzeugen nicht zu sagen wagten bzw. zu sagen in der Lage waren, sagen und fragen ihre Kinder. Angesichts der Schrecken von Nationalsozialismus und Rassenwahn, der das eigene Leben von Grund auf beeinflusste und die eigene Existenz an die Entscheidung knüpfte: „Mache ich mit oder setze ich meine Arbeit, meine Familie aufs Spiel?“, verbietet sich eine Anklage aus heutiger Sicht.

In nächster Zeit folgen weitere Vorträge in Monschau und in Roetgen-Rott.

Lit.Eifel-Lesung mit Bestsellerautorin Mechtild Borrmann

Dem Sog ihrer Worte kann man sich nicht entziehen – auch bei der Lit.Eifel-Lesung in der Simmerather Gemeindebücherei nicht. Als "bewegend und berührend" loben am Ende die Zuhörer den Abend mit Mechtild Borrmann.

Sie habe auf einem Flohmarkt ein gutes altes Fotoalbum mit festem Ledereinband erworben, erzählt sie. Für den Besitzer beinhaltete es sicher wertvolle Erinnerungen. Für die Bestseller-Autorin hingegen war es der Beginn einer Geschichte, vom Glück und Unglück, von Schuld und Unschuld, von Mut und Übermut.

„Wem das Album gehörte? Ich habe es nicht herausgefunden“, bekennt sie. Doch das ist auch nicht das Entscheidende. Borrmann begann zu recherchieren und stieß im beschaulichen Ort Monschau ungebremst auf frühere Zeiten, in denen Kaffee zur harten Währung zählte und von so vielen Dörflern an der deutsch-belgischen Grenze geschmuggelt wurde, um sich das nackte Überleben nach dem Krieg zu sichern.

Auch Henni tut es, die Protagonistin in Borrmanns jüngstem Roman „Grenzgänger“, den die Autorin in Auszügen zu Gehör bringt. Henni kennt die Routen über das Hohe Venn, ein tückisches Moorgebiet, wie Borrmann berichtet: „Ihr Lachen ist im Gedächtnis geblieben.“ Wer sie kannte, habe es Jahre später heraushören können, die Nuancen von Verzweiflung und gleichzeitigem Lebenshunger. „Diese beiden Gewichte in ihr, die sie ihr Leben lang mit der Präzision einer Apothekerwaage austarieren und halten musste.“    

Borrmanns Stimme, dezent rau, geradlinig, macht sanfte Pausen. Sie zelebriert die Stille, nicht zu lang, vor allem aber ohne viel Aufhebens. Das unterstreicht die Wirkung. Man nimmt es der Vorleserin ab, wenn sie von harten Zeiten spricht. Man nimmt es ihr auch nicht übel, wenn sie von 1945 ins Jahr 1970 und mit einer Rolle rückwärts wieder in die Vergangenheit springt. Von Velda nach Lüttich geht es mal kurz ins Aachener Amtsgericht und doch zurück. Borrmanns verlässliche Linie sind die Figuren, die feine und doch so eindringliche Spuren bei den Zuhörern hinterlassen. Jede berührt mit ihrem persönlichen Schicksal.

 

Die Autorin fängt mit ihren spotlichtartigen Lesepassagen die anderen Zeiten ein, die des Kinderheims, die der Zöllner, die mit ihren Argusaugen aufpassen, und die der wahren 31 Kaffee-Front-Toten der Region, aber auch Hennis Schicksalstage – wie den 19. Dezember 1948. „Einer war tot“, hallte die Erkenntnis in Hennis Kopf an diesem Tag nach, so Borrmann. 

Mit 38 Jahren steht Henni dann vor Gericht. Weil man ihr vorwerfe, Menschen getötet zu haben. Die Zeitung habe schon lange vorher von „erwiesener Schuld“ geschrieben. Das Dorf spricht sich lieber frei von Schuld und stellt Henni stattdessen gerne an den Pranger.

So leicht ist das, so leicht scheint es. Die Haustür der Familie ist mittlerweile mit Brettern vernagelt. So macht Borrmann die Welt deutlich und versetzt in Zwiespalt. Letztlich wollte Henni doch nur Mehl, Eier und vielleicht auch gute Butter für die Familie mit nach Hause bringen.

Und an allen Ecken und Wendungen des Lit.Eifel-Abends wird klar: Es ist immer nur ein Teil der Wahrheit, die man kennt. „Wenn man nur sagen könnte, womit alles angefangen hat“, flechtet Borrmann noch ein und macht neugierig auf den Schluss ihres Romans.

Lennartz liest Literatur. Alles nur geklaut. DIE SIEBTE !

„Das war nicht einfach. Aber das haben Sie großartig hingekriegt!“ Dieses Kompliment eines eingefleischten Jochen-Malmsheimer-Fans aus dem Publikum, galt nicht nur für die Darbietung zweier Texte seines Lieblingskabarettisten, sondern war ein treffendes Resümee für die gesamte Veranstaltung mit Traditionscharakter Lennartz liest Literatur. Alles nur geklaut. Thomas J. Lennartz übertraf sich in seinem siebten Programm ausgesuchter Kabinettstückchen selbst. Er hatte es sehr ambitioniert unter das Motto „Von Kultur bis Lebenshilfe, alles drin!“ gestellt und die Zuhörerinnen und Zuhörer, die in der guten Stube der Gemeindebücherei eng zusammenrücken mussten, befanden: was draußen drauf stand, war auch wirklich drin.

Zum Einstieg wählte Lennartz der Deutschen liebste Lebenshilfe, Goethes „Faust“, und zwar den kompletten. Wer nun erschrocken auf die Uhr schaute, wurde mit einer „Parodie für Eilige“ von Christian Moser in nur 8 Minuten und 45 Sekunden überrascht, und man musste zugeben, auch hier war tatsächlich alles Wissenswerte drin. Glück gehabt, mochte man denken. So war es nur folgerichtig, „Über das Glück“ mit den Worten von Jan Martinec satirisch, unterlegt mit tschechischem Akzent, zu sinnieren. Reine Glückssache auch die Stenkelfeld’sche Wetterprognose von Detlev Gröning und Harald Wehmeier, wie sie „Beim Seewetteramt“ praktiziert wird. Allen modernen Techniken und Erkenntnissen der Strömungsmathematik zum Trotz wird eher auf Tarotkarten, Kaffeesatzlesen und die Schussnarbe von Opa Röhrmöller aus dem 1.Weltkrieg gesetzt.

Die Riege der Kabarettisten jüngerer Zeit marschierte im zweiten Teil des Programms auf. Thomas J. Lennartz schlüpfte in die Charaktere wie in eine zweite Haut. Horst Evers bewarb garantiert „Veganfreie Wurst“. Hagen Rether prangerte sehr leise, aber nachdrücklich, wie es seine Art ist, skandalöse und menschenverachtende Machenschaften aus internationaler Politik und Gesellschaft an, die er vergeblich den Sündenböcken der Weltgeschichte, den „Nordkoreanern“ in die Schuhe zu schieben versuchte. Volker Pispers präsentierte die Schlagzeile „Ärzte arbeiten für einen Hungerlohn!“ und entlarvte ihren mangelnden Wahrheitsgehalt. In dieses Loch der erschreckenden Erkenntnisse warf Jochen Malmsheimer das Rettungsseil der „70er Jahre Fernsehwerbung“ etwa für Playtex-Zauberkreuz-BHs, Glänzer-Bodenpflege oder die jede Küchenkachel verzierende Pril-Blume. Weil das alles so schön war, kam Jochen Malmsheimer am Schluss noch einmal zum Thema „Weihnachtsbräuche“ zu Wort. Absurdeste Gedanken über den Karpfen, den Familienfrieden und das Selberschlagen des Weihnachtsbaums wurden förmlich auf die (Baum-)Spitze getrieben.

Ein Feuerwerk an Stimmenimitation, feiner und grobmotorischer Gestikulation und pointiertem Sprachvermögen brannte Thomas J. Lennartz unter dem an vielen Stellen lauten Gelächter und Applaus der Besucherinnen und Besucher mit satirischen und parodistischen Raketen ab. Geschickt verknüpfte er die verschiedenartigen Texte mit einer eigenen Conférence über die alte Frage „Warum überquerte das Huhn die Straße?“ Darüber ließ er im Verlauf des Programms große Persönlichkeiten des Weltgeschehens mutmaßen, um am Ende durch Claus Kleber die erlösende Nachricht über die unversehrte Ankunft des Huhns auf der anderen Straßenseite zu verkünden. Zur Hochform aber lief Lennartz im „Schischyphusch oder der Kellner meines Onkels“ von Wolfgang Borchert auf. Wie er das weiche „Sch“ anstatt eines scharfen „S“ nahezu verkörperte und damit am erbarmungslosen Schicksal zweier unterschiedlicher Männer mit gleichem Handicap, einem unüberhörbaren Sprachfehler, teilhaben ließ, war einfach grandios. Witz, kindliches Unbehagen und Tragik dieser Geschichte in 20 Minuten gebannt, zeigten Lennartz‘ ganzes Können.

Thomas J. Lennartz ist wieder am 1. Adventssonntag im vorweihnachtlichen Literaturcafé zu erleben, u.a. noch einmal mit den „Weihnachtsbräuchen“ von Jochen Malmsheimer und auch in diesem Jahr mit der bekannt versierten musikalischen Begleitung durch Birgit Röseler am Klavier und Simone König mit der Flöte.

Schreibwerkstatt „Trau dich! Schreib‘ eine Geschichte!“

Seit Anfang März dieses Jahres führte die Gemeindebücherei Simmerath unter der Leitung von Miriam Schaps ihre fünfte Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche durch, diesmal unter dem Motto "Trau dich! Schreib‘ eine Geschichte!“. Gefördert wird sie bereits zum vierten Mal durch das landesweite Projekt "SchreibLand NRW" des Literaturbüros NRW. Aber auch der Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. unterstützte die Treffen wieder mit Getränken und Knabbereien.

Zehn Mal trafen sich vier Mädchen und fünf Jungen zwischen 7 und 15 Jahren für anderthalb Stunden zum Gedankenaustausch und spielerischem Umgang mit Literatur und dem Ziel, das Erfahrene schriftlich zu erfassen. Den Abschluss bildete die offizielle Präsentation der entstandenen Texte, die einen interessanten Einblick in die einzelnen Unterrichtseinheiten vermittelte.

Zu Beginn der Schreibwerkstatt wurden die Namen der Teilnehmer in die einzelnen Buchstaben zerschnitten und daraus neue Namen kreiert, zu deren Figuren Geschichten geschrieben wurden, etwa „Der böse Zauberer“, „Ausgelacht“ oder „Der blaue Stein“. Darüber hinaus ging es um packende Geschichtenanfänge, die mit typischen Wörtern wie „als" oder "nachdem" eingeleitet wurden.

Zu den Protagonisten  von Geschichten wurden gegensätzliche Figuren entworfen oder man ließ die Fantasie anregen durch kuriose Fragen wie "Kommt der Herbst erlaubterweise ins Land oder ist er eine geheime Jahreszeit?" oder „Warum lässt sich der Donnerstag nicht überreden, nach dem Freitag zu kommen?“. Texte wie „Der Höhlenredakteur“, „Nur wegen einer Uhr“, „Der Tierpokal“ oder „Das magische Einhorn“ wurden inspiriert durch zufällige Bilder auf Würfeln oder ausgelegten Karten. 

Auch ganze Märchen wie „Der Schokoladenritter“ waren produktive Ergebnisse der Schreibwerkstatt. Fantasievolle Titel der Geschichten, die überwiegend mit Humor, aber auch Dramatik gewürzt waren, zeugten ebenfalls von den Erfolgen der Lerninhalte.

Es war wieder schön zu beobachten, dass bei den Treffen eine gute Stimmung herrschte und die Jungen und Mädchen sich gut verstanden haben. Manchmal führte dies auch zu etwas Übermut und Albernheiten. Trotzdem fanden sie immer wieder zum Ernst der Sache zurück. In Sachen Toleranz und Reflexion gingen sie sehr selbstsicher vor, bei den Rückmeldungen untereinander stand die wohl gemeinte und konstruktive Kritik immer im Vordergrund.

Der Mut sowie der souveräne und gewitzte Vortrag der Jungautoren wurden schließlich mit viel Applaus des zahlreich erschienenen Publikums belohnt. Büchereileiterin Rita Plum dankte den Kindern, aber auch Miriam Schaps für die Kunst, sie zu interessieren und über zehn Wochen sehr abwechslungs- und ideenreich bei der Stange zu halten.

"Historisches und Uriges aus der Eifel" Literaturcafé mit Resi Röder

Gemeindebücherei und die Freunde fürs Lesen haben ihr Veranstaltungsprogramm 2019 unter den heimatkundlichen Aspekt gestellt. Nachdem die Veranstaltung „Natürlich Eifel“ im März viel Anklang gefunden hatte, fanden sich auch am 19. Mai trotz widriger Wetterverhältnisse gut zwanzig Gäste im sonntäglichen Literaturcafé mit dem Titel „Historisches und Uriges aus der Eifel“ ein.

Sie lauschten bei Kaffee, Tee und Selbstgebackenem einer Lesung mit Resi Röder aus ihrem neuesten Buch. Die bekannte Simmerather Autorin, Geschichtsforscherin und Hobby-Archäologin kombiniert darin ihre Kindheitserinnerungen mit den Erfahrungen, die sie bei ihren Recherchen zur Geschichte Simmeraths gemacht hat.

Einleitend schilderte sie das spannende Naturerlebnis an einem frühen Morgen vor mehr als zwanzig Jahren, das zum Wendepunkt in ihrem Leben führen sollte. Als sie einen Freund zu Filmaufnahmen vor einen Fuchsbau begleitete, sorgte ein kleiner Unfall für die Aufsehen erregende Entdeckung von Überresten einer Burg in Huppenbroich. Resi Röder erinnerte sich an diesbezügliche Erzählungen ihrer Großmutter und deren Warnungen vor Gefahr, die sie aber nie so richtig ernst genommen hatte.

 

So sollte es auch ihr selbst ergehen, denn es dauerte lange und war mit viel Hartnäckigkeit verbunden, bis man ihr Glauben schenkte und die „Befestigung Meyssenburg“ nach eindeutigen Belegen durch das Rheinische Amt für Denkmalpflege in die Denkmalliste der Gemeinde Simmerath eingetragen wurde.

Das geologische und historische Interesse der Simmeratherin war geweckt und führte sie zu ihren schriftlichen Ausführungen etwa über den „Teufelsstein“ im Kranzbruch und die mysteriösen Steinformationen entlang der Kall. Zurzeit wartet sie auf endgültige Ergebnisse einer von ihr angestoßenen archäologischen Untersuchung einer Wiesenparzelle im Kranzbruch durch Wissenschaftler und Mitarbeiter des Archäologischen Instituts der Uni Köln. Ob hier die Quelle des Kranzbaches nachgewiesen werden kann, soll sich bald klären.

Dies alles interessierte das Publikum sehr und so wurde der zweite Teil des gemütlichen Nachmittags zu einem Zwiegespräch mit den Simmerather Zuhörerinnen und Zuhörern, die ihrerseits ebenfalls von Kindheits- und Nachkriegserlebnissen sowie von dörflichen Gewohnheiten und Bräuchen einer längst vergangenen Zeit  unterhaltsam zu berichten wussten.

Nacht der Bibliotheken am 15. März 2019: "Natürlich Eifel"

„An manchen Orten beginnt die Nacht der Bibliotheken schon am Vormittag“, so die Radiowerbung und so geschah es auch in Simmerath. Die Freunde fürs Lesen hatten eine Lesung mit Miriam Schaps aus ihrem Buch „Abenteuer zwischen Nordeifel und  Aachen“ in der Grundschule Simmerath organisiert. Zwei dritte Klassen begaben sich auf eine spannende Reise durch die Heimatregion auf der Suche nach einer geheimnisvollen Botschaft aus dem Moor. Ein Eröffnungslied zum Mitsingen, der Einsatz des  Kamishibais, eines Erzähltheaters, und die Möglichkeit, Fragen zur Entstehung des Buches zu stellen, machten die Veranstaltung für die Kinder zu einem sehr interessanten und kurzweiligen Erlebnis.

Was also ist Heimat?, fragte Thomas J. Lennartz am Ende des Textes „Heimat, der Sehnsuchtsort“ von Marc Brost und Heinrich Wefing. Damit wurde die mit gut vierzig Besuchern ausgebuchte Abendveranstaltung „Natürlich Eifel“ in der Gemeindebücherei Simmerath eingeleitet. Eine mögliche Antwort folgte gleich im Anschluss: „Heimat, das sind die Fäden aus tausend Erinnerungen, die einen Menschen halten und binden. Es sind die Fäden, die er manchmal abschneiden möchte, die ihn aber niemals loslassen. Sie machen einen Menschen erst zu dem, was er ist“.

So eingestimmt auf das Thema Heimat anderswo und hier, stellte Rita Plum, die als Leiterin der Gemeindebücherei Simmerath und Wahl-Kesternicherin eine zweite Heimat in der Eifel gefunden hat, ihre EifeLyrixx vor. In vier Abschnitten präsentierte sie ihren unverstellten Blick auf die Eifeler Menschen, deren Umfeld und deren Natur. Ihre Gedichte kann man seit einigen Tagen im Wort- & Bildband „Natürlich Eifel“ nachlesen. Der Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. hat mit Unterstützung des Landes NRW im Rahmen des Landesförderprogrammes “Heimat. Zukunft. Nordrhein-Westfalen. Wir fördern, was Menschen verbindet“ dieses Büchlein herausgebracht. Dass der Run darauf so groß sein würde, hätte man nicht gedacht. Die Planungen für eine zweite Auflage sind bereits angelaufen.

„Aber man muss die Gedichte auch mal gehört haben“, meinte Peter Stollenwerk, der Rita Plums Texte, welche pointiert, verständnisnah und mit Blickkontakt zum aufmerksamen Publikum von der Eifelliebhaberin abwechslungsreich vorgetragen wurden, im Buch mit seinen wunderbaren Eifelfotografien bebildert hat. „Fotos und Gedichte  zeichnen in dieser unaufdringlichen Kombination das ehrliche Porträt einer Landschaft, die uns allen innewohnt und deren unverwechselbarer Charakter die Seele still und leise berührt“, heißt es etwa im Vorwort.

Peter Stollenwerks Lichtbilder bereicherten auch wieder einmal auf beeindruckende Weise den Vortrag zur Nacht der Bibliotheken. Fotos von in Mondlicht getauchten Wasserlandschaften transportierten etwa die Botschaft der fantastischen Erzählung „Fittichwehr“ des Eifel-Schriftstellers Norbert Scheuer aus Kall kongenial. Die beiden Freunde Leo und Martin tauchen in das Wehr hinab und finden dort eine inzwischen versunkene Kleinstadtwelt mit ihren Häusern und Menschen.

An den großen Maler und Bauhaus-Künstler Vincent Weber aus Monschau zu erinnern, war ein weiteres Anliegen der Lesung. „Er war der Bub mit den glücklichen Augen und dem großen Talent. Webte den Zauberteppich aus Linien, Farben und Formen, stand oft dazwischen im Krieg der Meister von Bauhaus und Weltgeschehen. Kein Spaziergang sein Malerleben, aber er blieb ein glücklicher Mensch. Er lebt weiter in Berlin, Weimar und in den Häusern seiner Eifeler Familie. Noch immer gelingt Entdeckung, voller Dankbarkeit für ein großes Geschenk.“

Mit Klaus Hansen begab sich Thomas J. Lennartz zum Schluss auf eine sentimentale Reise ins Jahr 1952 „Zurück ins (Eifel-)Dorf meiner Kindheit“. Erinnerungen an das Elternhaus, die alte Schmiede, den Bauernhof, die Familie, die Sitten und Gebräuche lebten auf und der wehmütige Rückblick auf das an den Wohlstand Verlorene mit vollkommener Fernsehversorgung, sauber geteerten Vorhöfen und Autobahnanschluss berührte das Gemüt.

Leise, aber auch kraftvolle Töne und Interpretationen waren gefragt, die Thomas J. Lennartz einfach meisterlich beherrscht und die er mit Bravour gewährleistet. Der eigene Spaß an der Sache bürgt selbstverständlich noch einmal mehr für Qualität. Eine Besucherin brachte die Simmerather Nacht der Bibliotheken, die mit Stöbern und  Ausleihen, Buchverkauf und Signieren bei Snacks und Getränken sowie netten Gesprächen ausklang, auf den Punkt: „Texte, gelesen von Herrn Lennartz, in die man hineintauchen konnte, Bilder, die die Sinne anregten und Gedichte, die einen berührten. Alles passte zusammen, ergänzte sich und sprach uns aus der Seele. Die Eifel ist unsere Heimat, mit allem was dazu gehört und wenn es der Regen ist.“

Adventliches Literaturkonzert

„Wie wir aus der eben vorgetragenen Geschichte „Pasteten im Schnee“ gelernt haben, gehören zu einem richtigen Fest Geselligkeit, Geschichten, Musik und vor allem „Krümchen“.

Konnten wir  Ihnen all das heute bieten?“, resümierte und fragte Büchereileiterin Rita Plum am Ende des Adventlichen Literaturkonzerts, zu dem Gemeindebücherei und die Freunde fürs Lesen eingeladen hatten. Das zahlreich erschienene Publikum beantwortete diese Frage mit einem lang anhaltenden Applaus.

Alle Jahre wieder und mit weiter zunehmendem Echo spricht sich herum, dass bei diesem Adventstermin zu Kaffee und Selbstgebackenem  in weihnachtlich gemütlicher Atmosphäre, auch wenn wegen des Andrangs „angebaut“ werden musste, schöne Dinge passieren, die auf die Vorweihnachtszeit einstimmen.  Eine beachtliche ehrenamtliche Arbeit steckt dahinter, die vom Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. mit Freude und Engagement für dieses fixe Datum und das ganze Jahr über für die Bücherei und ihre Kunden geleistet wird.

Literatur und Konzert also, und dies bereits zum fünften Mal. Nachdem Hans Fabelje an der Gitarre in den letzten Jahren sehr stimmungsvoll für die musikalische Begleitung gesorgt hat, dies aber nicht fortführen kann, war man sehr froh und auch ein wenig stolz, für den konzertanten Teil in diesem Jahr zwei herausragende Künstlerinnen gewonnen zu haben. Die Flötistin und Instrumentalpädagogin
Simone König aus Hürtgenwald und Birgit Röseler, die über die Grenzen des Monschauer Landes hinaus bekannte Pianistin, brachten das adventliche Wort mit ihrer virtuosen und einfühlsamen Interpretation der ungarischen Hirtenlieder von Milhály Hajdu, Kompositionen von Nino Rota und den „Süßen Träumen“ von Wilhelm Popp zum überaus glanzvollen Klingen.

Beim adventlichen Wort sind wir bei Thomas J. Lennartz angelangt, dem Simmerather Aushängeschild in Sachen Vorlesen, Rezitieren, Stimmengeben. So wichtig die Stimme in all ihren Höhen, Tiefen und vielen weiteren Nuancen, so bedeutungsvoll in Lennartz‘ wieder restlos überzeugendem Vortrag waren auch die Atempausen an den richtigen Stellen und seine mit Bedacht gewählten verbindenden Worte zwischen den Texten und der Musik. Zum Fünfjährigen präsentierte er eine Auswahl von bereits Gehörtem, aber immer wieder Willkommenem. Dabei reichte das Stimmungsrepertoire wie immer von klassisch-besinnlich über heiter-gewagt bis kindlich-weihnachtlich. Auch die Autorenpalette war mit Namen wie Oliver Kalkofe, Astrid Lindgren, Matthias Claudius, O.Henry, Erich Kästner, Hermann Hesse und Loriot wieder bunt gemischt.

Bundesweiter Vorlesetag 2018

Zum Bundesweiten Vorlesetag am Freitag, dem 16. November, luden Sandra Lutterbach, Pepe Fabelje und Bruno Plum Kinder von 4 bis 7 Jahren mit der Geschichte „Wild“ von Emily Hughes ins Bilderbuchkino der Gemeindebücherei ein. Weitere Geschichten zum Thema „Draußen – hier und anderswo“ wurden vorgelesen und für die Wintervogelfütterung wurde eine Erdnusskette gebastelt.

Thomas J. Lennartz las vor Schülerinnen und Schülern der 2. bis 4. Schuljahre der Grundschule Simmerath aus dem Buch von Ulf Stark „Im Himmel ist es fast genauso“.

"Damit es nie wieder passiert" - Lit.Eifel-Lesung in der Bücherei


Marina Barth, Chefin des Kölner Klüngepütz, erzählt bei der Lit.Eifel-Lesung die Geschichte Fanny Meyers, einer Puppenspielerin im Hännesche Theater – Zeigt die düstere Seite Kölns in der Nazizeit auf und setzt Menschlichkeit dagegen - Publikum sang Ostermann-Lieder mit.

Simmerath – Mit dem Rückzug ins Private, ins Überschaubare, damit habe der Kölner Liedermacher haargenau den Nerv der Zeit getroffen, sagte Marina Barth bei der Lit.Eifel-Lesung: „Dann grooven wir uns jetzt mal ganz hösch ein in die Zeit.“

Leise sang das Publikum den bekannten Gassenhauer von Willi Ostermann in der gemütlich hergerichteten Simmerather Gemeindebücherei mit: „Och wat wor dat fröher schön doch en Colonia…“. Violine (Radek Stawarz) und Akkordeon (Harald Rutar)  fügten sich musikalisch unaufdringlich ein. Der Lese-Raum wurde zum Café der 1920er/1930er-Jahre.

Bilder aus dem alten Köln

Marina Barth, die Leiterin des Kölner Klüngelpütz, dem ältesten Kabarett mit eigenem Ensemble, hatte schwarz-weiße Bilder aus dem alten Köln mitgebracht und warf sie via Beamer an die Leinwand. Sie zeigte Willi Ostermann, den staatsen Kerl, die Bastei, das Café Germania, die erste drehbare Schaufenster-Vitrine, die in der Schildergasse stand.

Sie schwenkte zum Lumpenball, die Karnevalsparty in den 20er-Jahren, mit der man dem bürgerlichen Karneval eine richtig lange Nase drehen wollte. Es schien dort wild zuzugehen, erzählte Barth: „Man sieht auch die Herren tragen Lippenstift.“ Das Köln war freizügig. 

Hakenkreuze waren unübersehbar

Doch gleichzeitig gab es düstere Seiten in der Stadt und zwar schon sehr früh. „Das Foto ist von 1928. Schon da waren die Hakenkreuze unübersehbar“, so Barth. Zivilisten waren auf Fotos gebannt, die ungehemmt den Hitlergruß zeigten. Auch der Butzweilerhof, damals als Flugplatz ein Tor zur Welt, hatte ein Hakenkreuz erhalten.

Ein Kind dieser Zeit war Fanny Meyer, eine junge Puppenspielerin im Kölner Hänneschentheater und Protagonistin in Barths Roman. Sie gab es wirklich. Fannys erstes Engagement war am Millowitsch Theater, berichtet Barth: „Willy Millowitsch muss sie definitiv gekannt haben, denn er war auch schon zu dieser Zeit am Theater seiner Eltern.

Fanny und der Lumpenball

Fanny will mit den Kölner Progressiven zum Lumpenball gehen und dort  Karneval feiern, der nichts mit dem zu tun hat, was sie bislang vom Gürzenich kannte. Sie ignoriert die beunruhigenden Nachrichten aus der Politik, es ist ihr erster Lumpenball, 1933. Den will sie in vollen Zügen genießen. Doch der Reichstag brennt, die braunen Horden wüten in Köln, Hitler ist an der Macht. Die Schlinge zieht sich langsam zu.

Ein jüdischer Opernsänger wurde mitten in der Vorstellung des Fidelio von der Bühne gerissen. Hans hatte im Publikum gesessen, las Barth: „Niemand hat sich gewehrt. Ich auch nicht. Wir waren wie gelähmt. Man hatte das Gefühl, dass das nicht echt sein kann. Jemand muss denen doch Einhalt gebieten.“

Die eingängigen, fast einlullenden Lieder Ostermanns, die in der Gemeindebücherei gespielt wurden, nahmen einen kurzzeitig aus der Enge der bedrückenden Zeit heraus. Auch „Wenn ich so an meine Heimat denke“, erklang, als ob die Welt in Ordnung ist. Fanny ist 31 Jahre, sie genießt das Leben mit Lothar.

Doch die Zeiten änderten sich, wie Barth beschreibt: „Die Welt gleicht für Juden inzwischen einem Flaschenhals, der immer enger wird. Während die Kölner drumherum ganz normal weiterleben.“

Barths Geschichte nimmt leise gefangen

Die Geschichte der Autorin nimmt leise, unaufdringlich gefangen, berührt, indem sie die Schreckensherrschaft durch den Alltag der Puppenspielerin laufen lässt. Barth fragt nach: „Führte denn kein Weg am Unrecht vorbei?“ Sechs Millionen Juden seien nicht Kriegsopfer. „Ihre Nachbarn, Freunde, Kollegen haben dabei mindestens tatenlos zugesehen“, mahnt sie. Auch Fanny Meier sei unter den Opfern gewesen, ebenso wie fast ihre gesamte Familie.

Trotzdem soll ihr Roman keine reine Leidensgeschichte sein, wie Barth betonte. Vielmehr will sie Fanny auferstehen lassen, mit all ihren Freuden, Vergnügtheiten, mit ihren Hobbys, ihren Fähigkeiten. Denn das hätten doch die Nazis versucht, die Menschlichkeit auszulöschen. Eindringlich fordert sie auf:  „Wir müssen uns erinnern, wie so etwas anfängt.“ Damit es nie wieder passiert.

pp/Agentur ProfiPress

Lennartz liest Literatur – Alles nur geklaut, DIE SECHSTE

Um es vorweg zu nehmen: es hat gar nicht wehgetan. Und es war keineswegs „fürchterlich“, wie in den Ankündigungen von „Lennartz liest Literatur – Alles nur geklaut. DIE SECHSTE“ getitelt wurde. Dies geschah allerdings auch nur  auf persönlichen Wunsch des Rezitators Thomas J. Lennartz. Er kann sich solches Kokettieren erlauben, weil er sich seiner Sache sicher sein darf, die er auf die Bühne bringt. Seine Bühne, die er seit 2013 regelmäßig betritt, ist eine des Vor-Lesens von Texten, die zwar andere, sehr renommierte Autoren geschrieben haben, denen er aber den Mantel seiner ganz speziellen Hand- und vor allem Lautschrift überwirft, ohne zu unterwerfen.

Seine treue Anhängerschaft, aber auch neue Fans durften sich auch in diesem Jahr auf seine Kabinettstückchen aus Parodie und Kabarett, in denen wieder bekannte Namen vertreten waren, freuen. So verschiedenartig die Schreiber, so bunt gemischt auch die Sujets ihrer Texte. Bewegte sich Gerhard Polt mit seinem „Hindemith“ in die Niederungen der problem- und ausscheidungsbehafteten Hundeerziehung, analysierte Thomas Freitag in seinem „Vergleich von polnischen und deutschen Handwerkern am Bau“ die Abgründe dieses Metiers messerscharf. Dagegen wollten Harald Wehmeier und Heinz Gröning höher hinaus, nämlich auf den „Hochsitz“, auf dem auch Robert Gernhardts „Waldfee und Werbemann“ ein Schwätzchen hielten. Dieter Hildebrandt hatte deshalb dringend „davon abgeraten, den Wald abzuholzen“. Elke Heidenreich schwadronierte über nichts Geringeres als „Staat und Umwelt“ mit der Erkenntnis, dass seit 1993 im Verhältnis der beiden zueinander nichts besser geworden ist. Resigniert zog ein anonymer Autor daraus seine Schlüsse und rief die Parole für die Planung seines Lebensabends aus: „Nie ins Altersheim – sondern auf die AIDA!“.

Thomas J. Lennartz‘ Programm war wieder eine Punktlandung des Wortwitzes, souveräner  Dialektbeherrschung und feiner Zwischentöne, gepaart mit einer angemessen moderaten, nie übertriebenen Gestik. Sein sängerisches Talent, nun ja, davon leben könnte er wohl eher nicht, aber „fürchterlich“, wie von ihm selbst eingeschätzt, ist es keineswegs. Die Zuhörerinnen und Zuhörer belohnten jedenfalls seinen Mut und seine Leistung mit viel Beifall und manch heiterer Kommentierung des Gehörten.

Zum Bundesweiten Vorlesetag am 16. November wird Thomas J. Lennartz in der Grundschule Simmerath für Kinder der zweiten, dritten und vierten Schuljahre im Einsatz sein. Seine Lesung im  Adventlichen Literaturkonzert der Gemeindebücherei und der „Freunde fürs Lesen“ am ersten Adventssonntag werden Birgit Röseler am Klavier und Simone König mit der Flöte begleiten. Mehr unter www.simmerath.de

„Ich will dich – Begegnungen mit Hilde Domin“

Filmvorführung in der Gemeindebücherei Simmerath am 31.08.2018

„Mit diesem Film hat Anna Ditges der großen Dichterin Hilde Domin ein Denkmal gesetzt, das ihr gebührt.“, so der einhellige Tenor des Publikums, das sich in der Gemeindebücherei Simmerath zahlreich eingefunden hatte. Gemeinsam mit den „Freunden fürs Lesen“ sollte der Anfang zu einer für die Bücherei neuen Veranstaltungsform, einer Filmvorführung, gewagt werden.

Dass das Thema bzw. die Protagonistin des ersten Films in der Gemeindebücherei gleich ein volles Haus bescherte, freute Büchereileiterin Rita Plum sehr und sie dankte verschiedenen Mitgliedern aus den Reihen des Fördervereins der Gemeindebücherei Simmerath, die das Projekt angeregt und dafür gesorgt haben, dass die richtige Technik, eine große Leinwand und ein Vorhang zum Abdunkeln gekauft und installiert werden konnten. Damit die Wucht des Films die Zuschauerinnen und Zuschauer nicht ganz unvorbereitet  traf, führte sie in den Film ein und zitierte die Domin-Gedichte „Wie wenig nütze ich bin“, „Ziehende Landschaft“ und „Die schwersten Wege“. Die kostenfreien Leserechte dafür hatte die S. Fischer Verlag GmbH, Frankfurt am Main, der Gemeinde Simmerath einmalig für den 31.08.2018 erteilt. Die Lizenz zur Filmvorführung wurde bei Anna Ditges erworben.

Durch Zufall stößt die 26jährige Filmemacherin Anna Ditges in einer Buchhandlung auf Hilde Domins ersten Gedichtband mit dem Titel „Nur eine Rose als Stütze“. Zutiefst bewegt von der Kraft und Klarheit der lyrischen Sprache der Domin, nimmt sie Kontakt zu der 95jährigen auf. Mit ihrer Kamera und einem Strauß Rosen macht sie sich auf den Weg nach Heidelberg, wo die Dichterin nach Jahren des Exils ein neues Zuhause gefunden hat.

Das Kennenlernen der beiden verläuft überraschend: Die Grande Dame der deutschen Nachkriegsliteratur, von Journalisten gefürchtet wegen ihrer Unzugänglichkeit und Arroganz, empfängt die junge unbekannte Filmemacherin mit Wohlwollen und Neugier. Anna Ditges ist fasziniert: Für sie, die Hilde Domins Urenkelin sein könnte, verkörpert die Zeitzeugin ein Stück deutscher Kultur und Geschichte. Über einen Zeitraum von zwei Jahren, bis zu ihrem Tod im Februar 2006, empfängt Hilde Domin die junge Frau regelmäßig in Heidelberg, fährt mit ihr auf Lesereisen und in den Urlaub. Die Kamera wird zur ständigen Begleiterin der beiden ungleichen Frauen.

Wichtige Stationen im Leben von Hilde Domin werden im Film erinnert und durch Zitate aus ihrem lyrischen Werk, ihren Prosatexten sowie den Fotografien aus ihren privaten Alben gegenwärtig gemacht: die Kindheit als Jüdin in Köln, die Studienzeit in Heidelberg, die Flucht vor Hitler und die folgenden 22 Jahre im Exil, die Rückkehr ins Nachkriegsdeutschland, der späte Ruhm.

Heimat, Identität, Liebe, Verlust sind zentrale Themen in Domins Gedichten, die auch der Film aufgreift. In Hilde Domins filmischen Schilderungen offenbaren sich zwiespältige Empfindungen und private Katastrophen, von denen die Dichterin nie zuvor gesprochen hat. Ihr tiefes Vertrauen in die junge Autorin prägt auch die gemeinsamen Erlebnisse, welche Anna Ditges in nahen, kontrastreichen Bildern dokumentiert.

Das Ende des Films, das Hilde Domins Lebensende und den Schluss ihrer letzten öffentlichen Lesung darstellt, rührt zu Tränen, versöhnt aber gleichzeitig, weil die alte Frau noch einmal glücklich ist. Während sie ihre Notizen ordnet, schaut sie immer wieder lächelnd in die Kamera, vielleicht in der Hoffnung darauf, dass es ihr mit ihrem Werk gelungen sein möge, „die ein oder andere Laterne in den Herzen am Wegrand“ anzuzünden. (Zitat aus „Wie wenig nütze ich bin“)

Emotional bewegt und dankbar für das Erlebnis fand das Publikum viel Lob für diese Veranstaltung und Anerkennung für den damit verbundenen Aufwand. Die Lust auf den Besuch weiterer Filmvorführungen wurde vielfach geäußert. Im Zentrum sollen Literaturverfilmungen und Porträts von Zeitzeugen stehen. Anregungen und Vorschläge sind willkommen.

Als nächste Veranstaltungen in der Gemeindebücherei Simmerath folgen am 28.09.  „Alles nur geklaut – DIE SECHSTE“ von und mit Thomas J. Lennartz und am 11.10. die musikalische Lit.Eifel-Lesung „Lumpenball“ mit Marina Barth und den Musikern  Harald Rutar (Akkordeon) und Radek Stawarz (Violine), die ausgewählte Willi- Ostermann-Lieder interpretieren werden. Das Jahresprogramm ist abrufbar unter www.simmerath.de.

Abschluss der 4. Schreibwerkstatt "In einer Welt voller Geschichten"

Seit Ende April dieses Jahres führte die Gemeindebücherei Simmerath ihre vierte Schreibwerkstatt für Kinder und Jugendliche durch, diesmal unter dem Motto "In einer Welt voller Geschichten“. Gefördert wurde sie bereits zum dritten Mal durch das landesweite Projekt "SchreibLand NRW" von Deutschem Bibliotheksverband und Literaturbüro NRW.

Zum Abschluss am Mittwoch, dem 4. Juli 2018, präsentierten die teilnehmenden Mädchen und Jungen zwischen sechs und elf Jahren ihre Texte, die im Laufe von zehn anderthalbstündigen Unterrichtseinheiten mit sehr abwechslungsreichen Aufgabenstellungen entstanden waren. Die Geschichten waren geprägt von viel Situationskomik, Spannung und einer teilweise abenteuerlichen Fantasie. Kaum zu glauben, dass sie von sehr jungen Kindern geschrieben wurden. Auch beim lauten Lesen vor Publikum erwiesen sich die Jungautoren als erstaunlich souverän. So merkte Rita Plum, Leiterin der Gemeindebücherei, nicht ohne Stolz an, dass sie fast alle eifrige Kunden der Gemeindebücherei Simmerath sind.

 

Für die Durchführung der Schreibwerkstatt Miriam Schaps zu gewinnen, war zum zweiten Mal ein Glücksfall. Die Grundschullehrerin, Mutter von zwei Kindern und Referentin der Stiftung Lesen schaffte es, auf spielerische Art und Weise, mit immer neuen Ideen und viel Spaß an der Sache  die Teilnehmer zu motivieren und ihre Fantasie anzuregen. Auch Respekt im gegenseitigen Umgang mit Kritik wusste sie ohne erhobenen Zeigefinger erfolgreich zu vermitteln. Noch mehr dazu erfährt man auch in ihrem Blog https://geschichtenwolke.wordpress.com/schreibwerkstatt/ .

Eltern und weitere Familienangehörige waren zahlreich zur Abschlussveranstaltung erschienen, sorgten mit Kuchen und Schnittchen für eine Stärkung vor dem mutigen Auftritt und belohnten die Kinder mit begeistertem Applaus.

Literaturcafé "Weißgott" mit Kurt Lehmkuhl

Es ist aber auch zum Mäusemelken! Warum ist es Hauptkommissar Rudolf-Günther Böhnke nicht vergönnt, ungestört seinen Ruhestand in seiner Wahlheimat Huppenbroich zu genießen? Was ist das für ein merkwürdiger Aktenordner mit noch merkwürdigerem Inhalt, der ihm per Post zugestellt wird mit der Aufforderung "Sie müssen dem Mann helfen!"? Gemeint ist der Arzt und Klinikbesitzer Gottfried Weiß, auch "Weißgott" genannt. Und was hat Lieselotte Kleinereich, seine Liebste, mit diesem Mann zu tun? Fährten über Fährten, aber auf Anhieb keine heiße Spur. Das riecht nach Arbeit, der sich der alte Polizei-Hase Böhnke zunächst widerwillig, dann doch höchst engagiert stellt.


Eigentlich alles wie immer, und alles wie immer zum Glück des Lesers der Kriminalromane von Kurt Lehmkuhl. Der Journalist aus Erkelenz hat offensichtlich in seiner dreißigjährigen Zeit als Redakteur beim Zeitungsverlag Aachen so viel gesehen und gehört, Mögliches und Unmögliches, sehr dass er aus einem riesigen Ideenfundus für seine Arbeit als Krimi-Autor schöpfen kann. Er schreibt und schreibt, weiß Gott, wie viele Bücher noch. Allein im Gmeiner Verlag hat er bisher neun Titel veröffentlicht. Stets ermittelt sein Kriminalhauptkommissar a.D. Rudolf-Günther Böhnke, der sich seine regelmäßigen Auszeiten in seinem Ferienhaus in Huppenbroich eigentlich mehr als verdient hat. Aber gerade dann passiert ein Verbrechen, das seine Unterstützung bei der Aufklärung erfordert.

Kurt Lehmkuhl war zum wiederholten Mal der Einladung des Fördervereins der Gemeindebücherei Simmerath gefolgt. Er hatte sozusagen ein Heimspiel, sodass er zeitweise ins Plaudern kam und so manche Anekdote und eigene Erfahrungen aus seinem Journalistenleben kurzweilig mit in die Lesung aus seinem  Buch "Weißgott" einfließen ließ. Nicht nur jedes Wort, sondern auch Kaffee und Gebäck ließ sich das Publikum auf der Zunge zergehen und war am Ende gespannt auf den Schluss des Krimis. Der wurde allerdings beim Literaturcafé vorenthalten. Blieb den Zuhörerinnen und Zuhörern also nur das Selberlesen, entweder im Ausleihexemplar der Bücherei oder im käuflich erworbenen, das vom Autor mit gewünschter Widmung signiert wurde.

 

"Was passiert beim Urologen?"

„Give Pies a chance!“ Dieser Aufforderung aus dem Munde von Dr. Christoph Pies höchstpersönlich waren Gemeindebücherei Simmerath und die Freunde fürs Lesen mutig gefolgt und hatten den Mediziner zu einer Lesung aus seinem Buch „Was passiert beim Urologen?“ eingeladen. Mutig war dieses Unterfangen deshalb, weil ein solches Thema doch eher ungewöhnlich für eine Bibliotheksveranstaltung ist. Das Besucherecho zerstreute  jedoch alle Zweifel.

Die Frage, was es mit der Urologie innerhalb der Medizin auf sich hat, kümmert uns normalerweise recht wenig. Manche machen sogar einen Bogen um dieses Mysterium, aber eben nur so lange, bis es an unsere Tür klopft und Einlass begehrt. „Wir kriegen Sie alle!“ heißt es an einer Stelle im „Enthüllungsbuch für SIE & IHN“, was aber überhaupt nicht als Drohung gemeint ist.

Dieses Buch bietet einen Streifzug durch das Fachgebiet der Urologie mit sachlichen Informationen zur Tabuzone der Ausscheidungs- und Geschlechtsorgane. Die Fakten decken einen breiten Themenbereich medizinischer Fragen, organischer Störungen und Therapien ab. Der Autor äußert sich zur Familienplanung, fordert eine Jungensprechstunde sowie eine bessere, empathische Kommunikation zwischen Arzt und Patient, um Ängste und Schamgefühle abzubauen.

Dr. Christoph Pies, der als Urologe in Stolberg praktiziert, möchte sein Buch aber nicht als trockene medizinisch-wissenschaftliche Lektüre verstanden wissen, vielmehr möchte er mit viel „Lachverstand“ unterhalten und aufklären. Und so war auch seine Lesung mit einer gehörigen Portion Humor und vielen erlesenen Wortspielen gewürzt, wenn er aus seinem Sprechstunden-Alltag erzählte, in dem er mit Menschen wie du und ich zu tun hat. Auch wenn da von „Spiegeleiern“ und von der Sportart „Sauna“ die Rede war oder ein Patient zitiert wurde mit der Feststellung „Meine Frau ist schwanger. Ich liebe sie trotzdem.“, blieb der sympathische Frauen- und Männer-Versteher immer trittsicher auf der Gratwanderung entlang von schmunzelnd respektvollem Witz, sodass er an keiner Stelle in platte Bloßstellung abrutschte. Dies honorierte das Publikum, in das sich durchaus männliche Gäste eingefunden hatten, mit Lachen und Applaus. 

Als nächste Veranstaltung im Bücherei-Programm steht das Literaturcafé mit

Kurt Lehmkuhl am Sonntag, dem 15. April, um 16:00 Uhr.

Einlass zu Kaffee, Tee und Gebäck ist ab 15:30 Uhr. Karten zu 5,00 € sind in der Gemeindebücherei erhältlich. Weitere Informationen über www.simmerath.de.

Fortbildung "Vorlesen? So gelingt es!"

„Ich habe den Würfel mit dem Symbol des Schlüssels gewählt, denn Vorlesen stellt eine Schlüsselkompetenz dar, die Kindern die Grundlage für den Erfolg in Vorschule und Schule vermitteln kann.“ „Ich wähle die Eule, weil ich selber schreibe, vorzugsweise spannende Naturgeschichten, die ich ebenso spannend vortragen möchte.“  „Ich habe mir das Bild des Gehstocks ausgesucht, weil ich eine Oma bin, die sich viel mit ihren Enkeln beschäftigt und eben auch gern vorlese, da aber noch Anregungen brauchen kann.“

Diese und mehr Beweggründe für ihr Interesse am richtigen Vorlesen formulierten neun Frauen und ein Mann in der Vorstellungsrunde mithilfe von sogenannten Storycubes. Das sind Würfel mit verschiedenen Symbolen, die eine Geschichte entstehen lassen können. Die TeilnehmerInnen der Fortbildung „Vorlesen? So gelingt es!“, von der Erzieherin über die Gastmutter von Flüchtlingskindern bis zur Kinderbuchautorin und zu Großeltern, die mit den Erwartungen ihrer Enkel mithalten möchten, hatten die unterschiedlichen Erwartungen an das vierstündige Seminar. Dazu hatte der Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. bereits zum zweiten Mal in die Bücherei eingeladen. Nachdem im letzten Jahr eine erste Einführung zum Thema stattgefunden hatte, ging es diesmal um die Durchführung einer konkreten Vorlesestunde.

Dafür war mit Miriam Schaps ein echtes Multi-Talent in Sachen Litracy gewonnen worden. Dieser englische Begriff ist übrigens schwer zu übersetzen, schließt er doch neben der Lese- und Schreibkompetenz auch Textverständnis und Sinnverstehen, sprachliche Abstraktionsfähigkeit und Vertrautheit mit Büchern ein.

Miriam Schaps, die nicht nur als Referentin der Stiftung Lesen fachlich fundiert unterwegs ist, hat auch als Kinderbuchbloggerin, Grundschullehrerin, Vorleserin im Kindergarten und natürlich als Mutter von zwei Jungs viel praktische Erfahrung im lesenden und schreibenden Umgang mit kleinen und großen Menschen vorzuweisen.

Sie ist der Meinung, jeder, der lesen kann, kann auch vorlesen. Aber so vorzulesen, dass Zuhörerinnen und Zuhörer von der eigenen Begeisterung angesteckt werden und der Lesespaß-Funke überspringt, dazu braucht es Vorbereitung und ein paar Tricks, die sich in der Praxis bewährt haben. Die eigene Vorbereitung hängt von verschiedenen Faktoren wie Zeitpunkt, Dauer, Häufigkeit, Gruppengröße und -zusammensetzung, dem Thema und der Umgebung ab.

Für das Gelingen einer Vorlesestunde sind aber vor allem Lebendigkeit unter Einsatz von Stimme, Mimik und Gestik verantwortlich, ebenso das Sprechtempo und Pausen sowie Blickkontakt und Illustrationen. Darüber hinaus spielen Rituale zu Beginn und in der Schlussphase des Vorlesens und Anschlussaktionen wie ein gemeinsames Lied, das Malen eines Bildes oder das Basteln eines passenden Gegenstands eine große Rolle.

Miriam Schaps agierte abwechslungsreich und gut strukturiert, lieferte wertvolle Tipps zu allen Aspekten, hatte für viele Gelegenheiten Vorschläge zur Buchauswahl oder zum Einsatz von Hilfsmitteln wie dem Kamishibai-Erzähltheater und gab kompetente Rückmeldungen zum persönlichen Vorlesestil der höchst motivierten und am Ende sehr zufriedenen VorleserInnen.

4. Adventliches Literaturkonzert begeistert mit Selbstgebackenem und gut ausgewählter Literatur

Kinderaugen zum Leuchten zu bringen, gelingt gerade in der Weihnachtszeit ziemlich oft. Dass dies auch bei Erwachsenenaugen der Fall sein kann, beweist Thomas J. Lennartz immer aufs Neue. So wieder einmal geschehen beim Adventlichen Literaturkonzert in der Gemeindebücherei Simmerath. Wer nicht dabei war, die vorangegangene Behauptung aber überprüfen möchte, sollte unbedingt am 2. Adventssonntag das Konzert des Kammermusik-kreises „Musik und Gedanken zum Advent“ in der Simmerather Kirche besuchen. So viel vorweg.

Bereits zum vierten Mal hatten Bücherei und die Freunde fürs Lesen zum adventlichen Literaturcafé eingeladen. Sie durften ihr treues Stammpublikum begrüßen, für das diese Veranstaltung als fester Termin im Kalender steht. Während es draußen schneeregnete und unwirtlich kalt war, hatten die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer des Fördervereins in der guten Stube der Gemeindebücherei eingeheizt und liebevoll dekoriert. An Tischchen beherbergten sie im weihnachtlichen Sinne ihre Gäste mit Kaffee und Selbstgebackenem und ließen sie mit perfekt ausgesuchten Geschichten und dem passenden Gitarrenklang durch Thomas J. Lennartz und Hans Fabelje unterhalten.

Festliche Stimmung beim adventlichen Literaturkonzert in der Gemeindebücherei.

Thomas J. Lennartz‘  gewählte Texte hatten teils erst auf den zweiten Blick etwas mit dem besinnlichen Weihnachtswunder zu tun, so etwa in der Geschichte „Das Paket des lieben Gottes“ von Bertolt Brecht  oder auch im „Weihnachtslied, chemisch gereinigt - Morgen, Kinder, wird's nichts geben!“ von Erich Kästner. Versöhnlicher ging es im „Märchen vom Glück“ desselben Autors zu, mit der Botschaft, dass Wünsche eigentlich nur so lange zum Glück des Menschen beitragen, solange sie Wünsche sind.

Eine weitere anrührende Geschichte hieß „Das Weihnachtsgeschenk“ von O. Henry, in der es einem sehr armen aber sich innig zugetanen Paar gelingt, sich unfreiwillig mit nichts als ihrer Liebe weihnachtlich zu beschenken.

Mit Toni Lauerer und seinem Text „Der Apfent“ nahm der Nachmittag dann humoristische Fahrt auf. An der Krippe versammelt sich eine muntere Schar; vom heiligen Batman, über den Brontosaurus zum Engel, dem der Fuß abgebrochen wurde. „Darum haben wir ihn auf ein Motorrad gesetzt, damit er sich leichter tut.“ In „Die Falle“ lässt Robert Gernhardt das Ehepaar Lemm tappen, das einen Weihnachtsmann beim Studentenschnelldienst für seine Kinder Punkt 18:00 Uhr am 24.12. engagiert. Da man noch „richtige“ Gäste erwartet, soll alles recht schnell über die Bühne gehen. Da haben Hausherr und seine Frau aber die Rechnung ohne Weihnachtsmann, Knecht Ruprecht, Sankt Nikolaus und den Erzengel Gabriel gemacht. Am Ende sind die Lemms um ihre kalten Platten, ihren teuren Whisky, 400 DM und die Achtung ihrer Kinder ärmer.

Zwischen Gitarrenklang und Selbstgebackenem begeisterten Thomas J. Lennartz und Hans Fabelje die Zuschauer.

Sowohl für das Traurige und Sarkastische als auch für das Humorvolle traf Thomas J. Lennartz wieder einmal routiniert, aber konzentriert den richtigen Ton und die richtige Betonung. Er hatte seine Zuhörerinnen und Zuhörer „im Griff“ und zog sie zu begeistertem Applaus hin. Eine Dame meinte, dass sie einige der ihr durchaus bekannten Geschichten durch ihn ganz neu gehört und aufgenommen habe. Ein schönes Lob, das ihm den nötigen Schwung am Schluss der Lesung für Loriots „Besinnliches Weihnachtsgedicht“ verlieh, in dem des Försters Frau ihren Gatten erlegt, während „die Sternlein blinken und Schneeflöcklein leis herniedersinken“.

Dass Vico von Bülows Tochter dem Simmerather Vorleser dafür einmalig und exklusiv das Vortragsrecht eingeräumt hat, beweist seine Qualität, die sich herumspricht und macht ihn besonders stolz.

Sehr harmonisch schmiegte sich Hans Fabeljes klassisches Gitarrenspiel an die Erzählungen an. Es waren Stücke wie „Souvenir“ und „Canzone d’Amore“ von Maria Linnemann oder das französische Traditional „Celebrons la Naissance“ sowie „Toccata for a wild old lady“ von Peter Horton, die der sympathische Gitarrist mit leichter Hand und gutem Instrument zum adventlichen Klingen brachte und das Zusammenwirken von Wort- und Musikkünstler zu einer rundum gelungenen Sache werden ließ.

Gute Bücher zum Vorlesen

Eltern, Großeltern und Erzieher sind immer wieder auf der Suche nach den passenden Vorlese- und Bilderbüchern für Kinder. Dabei haben sie auf dem Buchmarkt eine riesige Auswahl für Kinder aller Altersgruppen. Allein im Kinder- und Jugendbereich erscheinen jährlich um die 8000 neue Bücher.

Aber welche Bücher kommen bei Kindern wirklich gut an? Welche Neuerscheinungen gibt es? Welche Bücher eignen sich schon für die Kleinsten? Welche Bücher bieten sich für die Weihnachtszeit an?

Auf diese Fragen gab die Grundschullehrerin Miriam Schaps  mit ihrem sehr anschaulichen und lebendigen Vortrag „Gute Bücher zum Vorlesen“ anlässlich des bundesweiten Vorlesetags kompetente Antworten. Die Mutter von zwei Kindern und Referentin für Vorlesepaten stellt regelmäßig auf ihrem Blog „Geschichtenwolke“ www.geschichtenwolke.wordpress.com Kinderbücher vor.

Dreizehn neue Bilder- und Vorlesebücher wurden in der Gemeindebücherei Simmerath auf ihre Empfehlung hin angeschafft; und zwar mit freundlicher Unterstützung des Energieversorgers Enwor. Sie stehen ab sofort zur Ausleihe bereit. Mehr dazu unter www.bibkat.de/simmerath.

Gleichzeitig wurde Kindern zwischen drei und sieben Jahren in der Bücherei vom Hör zu – mach mit-Team aus Büchern von Astrid Lindgren vorgelesen, die am 14. November 110 Jahre alt geworden wäre.

Schnell dein Leben - Musikalische Lesung mit Sylvie Schenk und Heribert Leuchter

Die französische Autorin und der deutsche Musiker, die kleine Frau und der große Mann, dazu eine französisch-deutsche Nachkriegsgeschichte: der eine ohne die andere nicht denkbar an diesem großen Abend in der kleinen Bücherei.

Die Rede ist von Sylvie Schenk und Heribert Leuchter, die in der Gemeindebücherei Simmerath das aktuelle Buch der Autorin präsentierten. Sie las aus „Schnell, dein Leben“, das auch ein wenig ihr eigenes Leben war in den fünfziger und sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. Sie, das Mädchen aus den französischen Bergen,  mit einer Mutter, die nicht das eigene Kind der Großeltern war und die nie so recht in die angesehene Lyoner Familie ihres Mannes passen sollte. Sie, das Mädchen, wagt den Schritt aus den Bergen in die Stadt, studiert Latein, Griechisch und Französisch, ja. Aber viel mehr studiert sie das Leben, die Menschen, die so anders sind als sie selbst, die Anfängerin in vielen Dingen, auch in der Liebe.

Sie lernt den Deutschen kennen. Johann ist sein Name. Ihren Namen erfährt der Leser nicht, nur ein appellatives Du widmet die Autorin ihrer Protagonistin. Zu nah wären ihr die Schilderungen in der Ich-Form gewesen, wie Sylvie Schenk auf die Frage eines Lesungsgastes antwortet. Den inneren Abstand habe sie gebraucht, um einer Öffentlichkeit doch sehr intime Einblicke in dieses Leben zu gewähren, das von persönlichen Veränderungen und Entwicklungen vom Kind zur Frau, von Schüchternheit zum Selbstbewusstsein, vom belasteten Ansehen der Nazideutschen zum weltoffenen europäischen Aufbruch erfüllt war.

Rückblickend war es ein junges Leben, das irgendwann erzählt werden musste, das Sylvie Schenk mit einem davonrollenden Ball verglich, dem man „schnell“ hinterhereilen muss, um ihn einzufangen.

Eine behutsame, literarisch wertvolle Reflexion, atmosphärisch dicht und pointiert von der Autorin vorgetragen, gefühl- und respektvoll von Heribert Leuchter musikalisch begleitet. Er, guter Freund und musikalischer Wegbegleiter, hat eigens zum Buch „Schnell, dein Leben“ die Musik komponiert. Einmal unterstrich sie die rasante Entwicklung der Geschichte, ein anderes Mal erklang sie während einer Sprechszene ruhig und meditativ im Hintergrund, immer aber ließ sie die Sehnsucht nach Frankreich, den Bergen und einer unbeschwerten Kindheit mitschwingen.

Die Beiden verstanden sich ohne Worte. Blickkontakt und unscheinbare Gesten machten ihr partnerschaftliches Zusammenspiel zu einer einzigartigen Symbiose von Wort und Klang. Das alles gefiel dem Publikum sehr gut, das sich mit Wein und französischem Käsegebäck auf einen unterhaltsamen und durchaus von eigenen Erinnerungen begleiteten französisch-deutschen Abend eingestimmt hatte.

Dritte Schreibwerkstatt erfolgreich beendet - Geschichten, Gedichte, Story Cubes

„Schade, dass die Zeit schon wieder vorbei ist“, meinte Ulrike am Ende der dritten Schreibwerkstatt für Jugendliche der Gemeindebücherei, die vom Lions Club Monschau und dem Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. gefördert wurde. Zehn Mal trafen sich sieben Mädchen und zwei Jungen zwischen 10 und 16 Jahren für anderthalb Stunden zum Gedankenaustausch und spielerischem Umgang mit Literatur mit dem Ziel, das Erfahrene schriftlich zu erfassen.

Die erste Schreibaufgabe begann mit zwei einfachen Worten „Ich bin…“. Diese sollten den folgenden Texten vorangestellt werden. „Es sind dabei richtig tolle Texte entstanden“, freut sich Miriam Schaps. „Niemand hat einfach eine Vorstellung à la Name, Alter, Hobbys geschrieben.

Während einige Jugendliche schon zum dritten Mal mitmachten, war es für die Kursleiterin Miriam Schaps die erste Schreibwerkstatt mit dieser Altersgruppe. Schnell stimmte die Chemie innerhalb des kleinen Kreises und die Ergebnisse können sich wieder einmal sehen lassen.

Das Motto der Schreibwerkstatt lautete „Mensch, menschlich, wunderbar“. Was steckt dahinter? Was fällt einem dazu ein? Mit dieser Frage haben sich die Jugendlichen  zunächst bei einem kleinen Brainstorming befasst. Dabei wurde klar, dass es ihnen nicht unbedingt leicht fiel, die Begriffe „Mensch“ und „wunderbar“ miteinander zu vereinen. Zu viele negative Themen auf der Welt beschäftigen sie.

Manche machten sich philosophische Gedanken darüber, inwiefern sich die Menschen gleichen bzw. unterscheiden, einer schrieb einen Chatdialog, einige äußerten in ihrem Text ihre Meinung zu einem bestimmten Thema und wieder jemand anderes schrieb eine Art Gedicht, in dem gegensätzliche Charaktereigenschaften gegenübergestellt wurden. Fast alle TeilnehmerInnen haben ihre Texte vorgelesen, wobei ihnen das Vorlesen natürlich grundsätzlich freigestellt wurde.

Wir haben uns durch verschiedene Bilder zu Geschichten und Gedichten anregen lassen. Teilweise haben wir dafür Bilder aus dem Spiel "Dixit" verwendet, die recht abstrakt sind und somit viel Raum für Fantasie lassen. Aber auch Fotokarten haben uns auf gute Ideen gebracht. Sehr viel Spaß hatten die Teilnehmer auch an den Story Cubes. Das sind Würfel, bei denen sich auf jeder Seite ein Bild oder ein Symbol befindet. Hier haben wir zusammen eine Geschichte erzählt, wobei wir uns von den Bildern leiten ließen."

Ein besonderer Kursabschnitt wurde dem Rezensieren von Jugendbüchern gewidmet. Auf Anfrage stellten verschiedene Verlage kostenlose Leseexemplare von Neuerscheinungen zur Verfügung. Diese neue Art des Schreibens über Literatur war für die jungen Schreiber ebenfalls sehr reizvoll.

Am 29. September 2017, wurden die entstandenen Texte in der Gemeindebücherei Simmerath präsentiert (siehe Zeitungsbericht).

Lennartz liest Literatur. Alles nur geklaut. DIE FÜNFTE !

„Sie haben mir einen wunderschönen Abend bereitet!“, resümierte Thomas J. Lennartz, an sein zahlreich erschienenes Publikum gewandt, nach fast zwei Stunden „Lennartz liest Literatur - Alles nur geklaut“.

Aber fangen wir vorne an, selbstverständlich bei der Erschaffung der Welt, einem bereits vor Jahrmillionen schwergeburtlichen Vorgang. Auch Thomas J. Lennartz machte es sich direkt zu Beginn mit dem gleichnamigen Stück von Hans Haller und Fritz Spielmann nicht leicht. Er sang es, durchaus versiert, die Oktaven wechselnd, die Töne haltend, sogar an mancher Stelle mit einem schüchternen Vibrato unterlegt, dass es eine Freude war.

Mit dem „Gesang zwischen den Stühlen“ von Erich Kästner, daraus „Die Entwicklung der Menschheit“, ging es weiter, zugegeben etwas ernüchternd mit der Quintessenz, dass bis heute kein großer Unterschied zwischen den menschlichen Zeitgenossen und den Affen auf den Bäumen auszumachen ist. Darüber hinaus machte sich in Lennartz‘ Interpretation Hubert vom Venn nicht allzu schmeichelhafte Gedanken über die Eifler „Gesundheit“. Auch Torsten Sträter ging mit dem menschlichen Wohlergehen anhand seiner „Reise ins Ich – Die Darmspiegelung“ hart ins Gericht und verlagerte es sozusagen noch in viel tiefere Tiefen.

Aber auch die Themen Liebe, Bildung, Musik und sogar Technik ergänzten den wieder bunten Reigen von Kabinettstückchen aus Parodie und Kabarett. Hierzu seien die „Sommermädchenküssetauschelächelbeichte“ von Hans von Gumppenberg hervorgehoben und der „Leitfaden für Reiche – oder der gekonnte Umgang mit Fremdwörtern“ von Roda Roda, der sich leider als ein ungekonnter und tückischer entpuppte. Herausragend waren auch die „Violine“ von Gösing, in deren Klangkörper sich durchaus noch mehr Tiere als Frosch und Schnecke tummeln, und „Bumerang“ von Joachim Ringelnatz, in dem das Publikum noch stundenlang auf eine Rückkehr bzw. auf ein Ergebnis warten muss.

Ganz anders erging es dem Publikum in der Gemeindebücherei, das dem Simmerather Journalisten, Marketingmann und Lektor mit viel Applaus, Lachen und im wahrsten Sinne des Wortes Mitgehen eine gute Auswahl der vorgetragenen Texte bestätigte. Diese war gar nicht so einfach gewesen, zumal sich Thomas J. Lennartz vorgenommen hatte, möglichst viele Wünsche aus dem Kreis seiner Familie und seiner Fans zu berücksichtigen. Denn bereits zum fünften Mal präsentierte er sein „Alles-nur-Geklaut“-Programm, diesmal als
Best-of-Variante.

So rheinländerte, öcherte, wienerte, norddeutschte, denglishte, näselte und sprachfehlerte er sich durch einen äußerst humorvollen und kurzweiligen Abend der feinen literarischen und natürlich auch hochdeutschen Art. Dabei verzichtete er bewusst aufs „Eiflern“, denn das kann er nicht. Das wird er auch gar nicht erst versuchen vor einer ihm zugewandten, aber in dieser Hinsicht auch kritischen regionalen Zuhörerschaft. Angesichts seines ansonsten umfassenden Sprachtalents und seiner glaubwürdigen, sensiblen und gekonnten Intonation verzeiht man ihm dieses Manko gern.

Thomas J. Lennartz ist eine feste Größe im Veranstaltungsprogramm der Gemeindebücherei Simmerath und der Freunde fürs Lesen. Wer ihn zusammen mit Hans Fabelje an der Gitarre in diesem Jahr noch einmal in der Bücherei erleben möchte, hat dazu am 3. Dezember im Adventlichen Literaturkonzert Gelegenheit.

Vorher jedoch stehen am 29. September die Abschlusspräsentation von Ergebnissen der dritten Schreibwerkstatt für Jugendliche und am 6. Oktober die musikalische Lesung „Schnell, dein Leben“ mit Sylvie Schenk und Heribert Leuchter auf dem Terminkalender. Mehr dazu findet man auf www.simmerath.de .

"Alles in Butter - Die 50er Jahre in Lammersdorf" - Rückblick auf das Literaturcafé

„Endlich sind die Jahre der Entbehrung und der Not, die durch den verheerenden 2. Weltkrieg verursacht wurden, vorüber. Auch im beschaulichen Eifelort Lammersdorf lässt sich der Fortschritt nicht aufhalten. Jeder versucht nach besten Kräften, am allgemeinen Aufschwung teilzunehmen. Wenn einer fragt, wie’s denn so geht, gibt es oft nur eine Antwort: ‚Alles in Butter!‘

H. Jürgen Siebertz liest aus seinem Buch "Alles in Butter".

Ein bislang kaum bekannter Werkstoff revolutioniert die Haushalte: der ‚Kunststoff‘. Vieles, was schwergewichtig oder zerbrechlich ist, wird gegen das neue, scheinbar ewig haltbare Material ausgetauscht. Jetzt werden auch die letzten irdenen ‚Kappesjrüle‘ in die zu Müllhalden degradierten Bunker gefahren. Das enge Dorf öffnet sich den Neuerungen einer Zeit, die man später als die ‚Goldenen Fünfziger‘ bezeichnen wird. Doch wo Licht ist, ist bekanntlich auch Schatten. Die Entdeckung der scheinbar unbegrenzten Möglichkeiten, lässt Vieles, was über Jahrhunderte Bestand hatte, als unmodern und überflüssig zurück. Ein neues Wort macht die Runde: ‚pflegeleicht‘.“

So beschreibt Hans-Jürgen Siebertz in seinem Buch „Alles in Butter“ - die 50er Jahre in Lammersdorf“, das er im Literaturcafé der Gemeindebücherei Simmerath vorstellte, die neue Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei steht „sein“ Dorf exemplarisch für viele Dörfer des Monschauer Landes allgemein. Als aufmerksamer, fast pedantischer Chronist verknüpft Hans-Jürgen Siebertz das deutsche und das Weltgeschehen mit den Umbrüchen in der Eifel. Auch hier hörte man die angesagten Schlager, sah die populären Kino-Filme, redete man politisch mit.

 

Besonders eindrucksvoll sind die Schilderungen über Lammersdorfer „Originale“ wie etwa den Bahnangestellten Peter Koll, von allen nur gemäß seinem Lieblingstrinkspruch, dessen französische Bedeutung (Ich weiß nicht) ihm womöglich nie bewusst war, „Schenesepa“ genannt. An Alois Mertens („Pettisch Alois“) erinnert man sich noch lebhaft: Karnevalsprinz, Schützenkönig, „Fringser“ mit kirchlichem Beistand, in dessen Frisörsalon man den „Internationalen Frühschoppen“ hätte abhalten können, was schließlich dazu führte, dass er tatsächlich Bürgermeister und schließlich Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande wurde. 

Was Hans-Jürgen Siebertz im Laufe von Jahrzehnten als Heimatforscher an Informationen, Erinnerungen, Lebensbildern zusammengetragen und formuliert hat, ist schon als das Gedächtnis des Monschauer Landes zu bezeichnen. Ohne ihn wüsste man Vieles nicht, verstände man die Zusammenhänge nicht, geriete so Manches in Vergessenheit. Und auch nach elf Büchern macht er nicht Schluss, drei neue hat er aktuell in Arbeit; u.a. seine Autobiografie.

Hans-Jürgen Siebertz freut sich auf die Ehrung, demnächst mit dem „Rheinlandtaler“ ausgezeichnet zu werden, die er als symbolischen Lohn für seine ansonsten ehrenamtliche Arbeit im Dienste der Eifeler Heimatkunde betrachtet.

Nacht der Bibliotheken in der Gemeindebücherei am 10. März 2017

Eine Brücke schwingt sich ... Ein Eifel-Album

„The place to be!“ lautete das Motto der "Nacht der Bibliotheken" 2017, Ein Motto, das Realität in Worte fasst. Schließlich schätzen Besucherinnen und Besucher die Bibliothek längst nicht mehr nur als Ort der Buch-Ausleihe. Bibliotheken sind für viele ein Treffpunkt, den sie nicht mehr missen möchten und wo Texte und Bilder zu erlebbaren Geschichten werden.

Genau aus diesem Grund hatten sich zur „Nacht der Bibliotheken“ rund vierzig Büchereikundige, aber auch Bibliotheksneulinge aufgemacht, um  in der Gemeindebücherei Simmerath dabei zu sein, als noch einmal das Eifel-Album aufgeschlagen wurde, nachdem eine Wiederholung nach der „Uraufführung“ im letzten Jahr vielfach gewünscht worden war. Als Titel trug die Veranstaltung ein Zitat von Clara Viebig: „Eine Brücke schwingt sich, über die jeder gehen muss, der ganz verstehen will, was Eifel heißt.“ Büchereileiterin Rita Plum hatte die Brücke gebaut, eine Brücke zwischen Geschichten, Eindrücken, Anekdoten, Reportagen aus Vergangenheit und Gegenwart, allesamt geschrieben von Eifel-Autoren, und einer Auswahl von faszinierenden Fotos von Personen und Landschaften des Monschauer Landes.

Alle gingen mit über diese Brücke, indem sie heiter Skurrilem, aber auch Nachdenklichem und durchaus Ungewohntem lauschten, das wieder grandios vorgetragen wurde von Thomas J. Lennartz. Er zog alle Register seines sprachlichen und stimmlichen Ausdrucks. Er feierte die Natur und die Einsamkeit auf Ludwig Mathars „Wanderung“ durchs Venn, eröffnete Ernest Hemingways Feuer der Wump Gun vor den Bunkern der Krauts im „Krieg an der Siegfriedlinie“, erschuf Hubert vom Venns  leibhaftigen Harddrückejenesjenfonzeschäng und ließ ihn die „Kulturtage von Widdau“ ausrufen, um nur drei Höhepunkte der Lesung anzuführen.

Das Publikum schmunzelte, als von Jupp Hammerschmidts Klümpchensgläsern der Fastenzeit von früher die Rede war und von der „Tofu-Werdung Christi“ angesichts des Trends zum Vegetarismus von heute. Es litt mit beim brutalen Kriegskampfgeschehen auf den Eifel-Höhen und fand Gefallen an Sätzen wie „In der Dämmerung sahen sie Rehe, die aus dem Wald zum Äsen auf die Lichtung kamen. Sie waren sehr scheu, eins blickte zum Haus hin. Jetzt, wo du da bist, habe ich keine Angst mehr, sagte Magena“ in Norbert Scheuers Geschichte „Wald“.

Bei der Zugabe lachten die Besucherinnen und Besucher herzhaft über einen Eifelindianer, dessen Kopfschmuck in die Mauser gerät. Und immer wieder staunten sie und schwärmten von den Bildern, die die Texte begleiteten, jedes ein Kunstwerk für sich. Weißgetünchte Fachwerkhäuser, die sich hinter Buchenhecken ducken, ein erhobener Zeigefinger gegen menschlichen Größenwahn aus gesprengtem Bunkereisen vor stahlblauem Himmel, alte Menschen in alten Häusern und Werkstätten, beredte Zeugnisse aus schweren Zeiten, in denen jedes Ding seinen Wert hatte und behielt. Und immer wieder stand die Natur im Fokus, fotografisch eingefangen in Baumgemälden, weiten Ausblicken, Miniaturanschichten, Wasserspiegelungen und Kuriositäten am Wegrand von Peter Stollenwerk, der seine journalistische Heimat in der Eifeler Lokalredaktion des Aachener Zeitungsverlags hat und das Monschauer Land seit langer Zeit auf unnachahmliche Weise ins Bild setzt.

Vorlesen - noch besser!

Um es vorweg zu nehmen: ein allgemeingültiges Rezept für die beste Vorlesestunde der Welt hatte Theo Kaufmann auch nicht, aber viele interessante und im übertragenen Sinne geschmackvolle Zutaten. Diese präsentierte er am 28. Januar 2017 während seiner gut sechsstündigen Fortbildung „Vorlesen – noch besser!“ in der Gemeindebücherei Simmerath.


Theo Kaufmann leitet den Verein für Leseförderung im schwäbischen Waiblingen. Um seine Mission und jahrzehntelange Erfahrung mit anderen zu teilen, ist ihm kein Weg zu weit, auch nicht in die Eifel. Und wer reist, hat viel zu erzählen. So berichtete er von seiner Zeit als Grundschullehrer, von seinen zwei unterschiedlich lesehungrigen Söhnen und seinem Engagement in der Leseförderung für Kinder und Jugendliche, aber auch für leseschwache Erwachsene bzw. Menschen mit Migrationshintergrund.

Die durchweg weiblichen Vorleser hatten sich mit unterschiedlichen Erwartungen und verschiedenem Kenntnisstand zur Fortbildung angemeldet. Dabei waren eine Tagesmutter, eine Auszubildende zur Kinderpflegerin, Mütter und Omas sowie Vorlesepatinnen aus Bibliotheken der Region, zwei Büchereileiterinnen und eine Interessentin, die gern dementen Menschen vorlesen möchte. Kaufmann gelang es sehr gut, allen gerecht zu werden.

Nach der Vorstellungsrunde stieg der Referent sogleich ein in die Praxis. Er forderte die Teilnehmerinnen als erstes etwas unsanft heraus mit dem abwechselnden Vorlesen eines unbekannten Textes, in den kleine Rätselbilder eingebaut waren. Damit gab er dem Gefühl der ersten Unsicherheit Raum, vor Publikum zu lesen und dabei gewisse Stolperfallen überwinden zu müssen.

Wie zu erwarten, ging es weiter mit Vorlesen, wobei auf Tempo, Betonung, Vorausschauen geachtet wurde, sowie aufs Ruhebewahren, falls sich ein Versprecher einschlich.

Darüber hinaus wurde das Gelesene mit praktischen Ideen der Weiterführung verknüpft. Dabei war der Fantasie der Teilnehmerinnen keine Grenze gesetzt. Das Bilderbuch-Thema „Behinderung“ führte etwa dazu, dass jeweils eine sehende Vorleserin eine Partnerin mit geschlossenen Augen durch die Büchereiräume führte und umgekehrt, dass das Aufzeichnen eines Stammbaums erwogen wurde nach dem Vorlesen einer Erzählung über ein adoptiertes Kind oder dass ein Indianer-Abenteuer mit dem Basteln von passenden Gegenständen fortgeführt werden könnte.

In einem zweiten Teil standen digitale Leseförderungsprogramme und Online-Plattformen wie „Antolin“ und „Onilo“ im Vordergrund. Diese Internet-Angebote können Vorleser als aktuellste, anspruchsvoll visualisierte Hilfsmittel nutzen, um ihre Vorlesestunden noch attraktiver zu gestalten und insbesondere die neuen Medien aus der Lebenswelt ihrer meist jungen Zuhörer mit einzubeziehen.

Lesen und Vorlesen gehen auch durch den Magen. So gehört in die Vorlese-Aktion „Hör zu – mach mit“ der Simmerather Bücherei als von den Kindern geschätztes Ritual immer eine kleine Pause mit Getränk und Süßem. Der Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath griff diesen Aspekt auf und richtete auch während der Fortbildung ein kleines süß-herzhaftes Büffet aus. Am Ende bewerteten zwölf Teilnehmerinnen die Veranstaltung in allen Aspekten als gelungen, kurzweilig und gewinnbringend.

Adventliches Literaturkonzert

Thomas J. Lennartz hatte wieder eine abwechslungsreiche Literaturauswahl im Gepäck, und Hans Fabelje gestaltete seinen musikalischen Part an der Gitarre mit einer feinen Auswahl an internationalen, modernen Stücken.

"Alle Jahre wieder" durfte man schon sagen, denn bereits zum dritten Mal luden Gemeindebücherei und die Freunde fürs Lesen zum Adventlichen Literaturkonzert bei Kaffee, Tee und Gebäck ein.

Thomas J. Lennartz hatte wieder eine abwechslungsreiche Literaturauswahl im Gepäck, und Hans Fabelje gestaltete seinen musikalischen Part an der Gitarre mit einer feinen Auswahl an internationalen, modernen Stücken. Das Eine ergänzte das Andere sehr vergnüglich und ließ das Publikum im besten Wortsinn mitgehen.

Mitgehen bzw. mitschaufeln konnte man etwa in der Geschichte "Ich liebe Schnee!" von Mario Babilon, in der sich die herzerwärmende Schneepracht  Anfang Dezember durch täglich zunehmende kalte Niederschläge bis zum Monatsende geradezu in eine Plage verwandelt. Man machte Bekanntschaft mit Weihnachtswonnenhassern und Familien, die eine vermeintlich "schöne Bescherung" erleben werden, weil Mutter sich über die Feiertage ausklinkt oder weil der Motor des drehbaren Christbaumständers außer Kontrolle gerät und Großmutter das Fest der Feste schließlich mit den Worten verlässt "Gut, dass Großvater das nicht mehr erleben musste."

Im besinnlicheren Teil des Programms kamen skandinavische, aber auch Eifeler Autoren zu Wort.

Im besinnlicheren Teil des Programms kamen skandinavische, aber auch Eifeler Autoren zu Wort. Astrid Lindgren erzählte vom "Weihnachten im Stall" und von Pelle, der über die Feiertage nach  Herzhausen umziehen will, weil er sich von Papa ungerecht behandelt fühlt.

Hervorzuheben ist Fritz Vinckens Erinnerung an ein wahres Weihnachtswunder in seiner  berührenden Erzählung  "Hürtgenwald – Heiligabend 1944". Für diesen einen Abend ordnete seine mutige Mutter einen Waffenstillstand an zwischen einer Handvoll verwundeter, ausgehungerter und halb erfrorener feindlicher Soldaten, teils selbst noch halbe Kinder, die in letzter Hoffnung auf das Licht in ihrem Haus zugelaufen waren. Unter einem Dach fanden sie gemeinsam eine Herberge und trugen am nächsten Morgen einen Funken Weihnachtsfrieden mit in die jeweilige Richtung des Kriegsgeschehens.   

All diesen unterschiedlichen Autoren, Geschichten und Stimmungen gab Thomas J. Lennartz wieder eine überaus passende Stimme. Sein Ton machte genau die Musik, die es braucht, um glaubwürdig zu sein und die Zuhörerinnen und Zuhörer anzurühren. Dass sich Hans Fabeljes Gitarrenspiel in diese Musik besonders harmonisch einfügte, machte den Nachmittag für die beiden Akteure und die Gäste des Literaturcafés zu einem gute Laune verbreitenden Erlebnis, das erwartungsvoll auf Weihnachten einstimmte.

Bundesweiter Vorlesetag in der Gemeindebücherei

Viel Spaß in der "Pippilothek" hatten die Vorschulkinder des Simmerather Familienzentrums Sonnenblume.

Bei Popcorn und Getränken machten es sich die Jungen und Mädchen im Bilderbuchkino der Gemeindebücherei Simmerath zum bundesweiten Vorlesetag so richtig gemütlich. Dort wurde gelesen und gelacht und natürlich auch ein kleines bisschen genascht.

Zum Schluss nahmen sie eine Lesestart-Tasche, inkl. Bilderbuch und Vorlesetipps, als Erinnerung an diesen schönen Tag mit nach Hause.

Bilderbücher für den Gabentisch

Über neue Bücher zu lesen, Bücher auszupacken, gespannt zu sein, wie sie beim Leser ankommen, ist für Bücherleute das ganze Jahr über wie Weihnachten. Wenn dann die Feiertage zum Jahresende wirklich heranrücken, sind Eltern und Großeltern oft ein wenig überfordert, was den Kauf von Kinderbüchern betrifft, die zum Glück immer noch ihren Weg auf den Gabentisch finden. Gerade beim Sortiment für die Kleinen ist die Bandbreite der Titel, Themen und Arten sehr groß. Ein wenig Orientierung kann da nicht schaden, damit man nichts kauft, das hinterher doch nicht gefällt.

Genau diese Orientierung erhielten Interessierte in der Gemeindebücherei Simmerath beim Ratgeberabend „Bilderbücher für den Gabentisch“ mit Miriam Schaps. Denn Miriam Schaps weiß, welche Bücher bei Kindern ankommen. Sie ist Grundschullehrerin und Bloggerin. Ihr Blog „www.geschichtenwolke.wordpress.com“ ist wirklich eine Reise ins Internet wert und eine wahre Fundgrube mit allem, was man rund ums Lesen, Vorlesen und Selberschreiben braucht. Darüber hinaus ist Miriam Schaps Mutter von zwei Söhnen; d.h. alles, was Sie rezensiert und vorstellt, ist bereits erprobt und seitens ihrer Kinder für gut befunden worden.

So erhielt das Publikum wertvolle Tipps, angefangen bei allerersten Bilderbüchern mit reißfesten Seiten oder aus Kunststoff - sogar für die Badewanne - bis hin zu Büchern mit elektronischer Komponente. Darüber hinaus standen Wimmelbücher, personalisierte Bilderbücher, ausgewählte Neuerscheinungen und natürlich Weihnachtsbücher auf der Liste, die die Referentin praktischerweise ausgehändigt hatte und die mit Notizen versehen werden konnte.

Miriam Schaps gestaltete ihren Vortrag sehr lebendig, ging kompetent auf Zwischenfragen ein, etwa nach philosophischen Themen im Kinderbuch wie der Konfrontation mit Gut und Böse oder nach dem Nutzen der neuen digitalisierten Medien. Sie ist der Meinung, dass das Moderne durchaus sinnvoll parallel zu Altbewährtem genutzt werden kann, dass das frühe Literatur-Erkunden aber immer noch als gemeinsames Erlebnis zwischen Kind und Erwachsenem im persönlichen Dialog vollzogen werden sollte. Im Anschluss stand sie den skeptischen Besuchern ermunternd mit praktischem Rat beim Ausprobieren der übrigens nicht für alle interaktiven Medien kompatiblen „Tiptoi“- oder „Ting“-Lese-/Hörstifte zur Seite.

Einige Titel der erwähnten Literaturliste, die in der Gemeindebücherei noch im November ausliegt, stehen ab sofort zur Ausleihe bereit.

Zum Thema Vorlesen macht die Gemeindebücherei aufmerksam auf ihre Aktionen zum bundesweiten Vorlesetag am 18. November sowie auf eine Fortbildung für Vorleser und Menschen, die es werden möchten, mit dem Titel „Vorlesen – noch besser!“ am 28. Januar 2017.

Lennartz liest Literatur – Alles nur geklaut DIE VIERTE

Was unter anderem mit der „Ungarischen Schöpfungsgeschichte“ (Peter Hammerschlag) im Balkan-Dialekt begann, endete in einem „ur-öcher Ameröllche“ um einen „Schorittefeäjer“ im Original-Tonfall. Die Rede ist von einer Veranstaltung in der Gemeindebücherei Simmerath, die bereits Traditionscharakter hat: „Lennartz liest Literatur – Alles nur geklaut“. Die Rede ist des Weiteren von der allerletzten Zugabe des Abends, die vom Publikum hartnäckig gefordert wurde, nachdem es – wieder mal begeistert - den dargebotenen Kabinettstückchen aus Parodie und Kabarett über fast zwei Stunden gefolgt war.

Bereits zum vierten Mal präsentierte Thomas J. Lennartz seine Interpretation von Texten eines bunten Reigens an Autoren, die ihr Schreibwerk überwiegend in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts exzellent verstanden haben. Der humoristische Aspekt spielte wieder eine vorrangige Rolle, wenngleich Lennartz sich nicht scheute, innerhalb seiner feinsinnigen und wortgewandten Conference auch kritische Anmerkungen zum historischen Kontext oder zum aktuellen Zeitgeschehen hinzuzufügen.

Der gelernte Journalist und Lektor ist es gewohnt, gründlich zu recherchieren. In der Vorbereitung auf seine Programme steckt in der Regel über ein halbes Jahr Bücher-, Tonaufnahmen- und Internet-Wälzen. Vieles wird erwogen und wieder verworfen. Für Manches wird von der „Verwertungsgesellschaft Wort“ die rechtliche Genehmigung zum Vortrag nicht erteilt. Anderes hält auch schon einmal der Kritik seiner Ehefrau nicht stand. Oder es passt nicht an den roten Faden, der sich erst ganz allmählich durch den Programmentwurf zu ziehen beginnt. Dann wandert es auf jeden Fall in die Wiedervorlage für ein nächstes Mal.

Und so verwob Thomas J. Lennartz bei seinem aktuellen Auftritt Faden um Faden, beginnend mit einer Arbeitsanleitung zum Beziehen eines Polstersessels in feinstem Knubbel-Denglish, fortgeführt von einem missverstandenen Leitfaden über den gekonnten Umgang mit Fremdwörtern oder dem nicht enden wollenden Bandwurm des Tucholsky-Versuchs „Ein Ehepaar erzählt einen Witz“, welcher Unheil vorhersehend im selbigen endet.

Dem Thema „Humor am Rand der Notenlinien“  widmete Lennartz einen ausführlichen Abschnitt, etwa in zuweilen bissigen Betrachtungen zu Hausmusik und Oper sowie zur Rolle des „Kapellmeisters“, dessen leidvolles Los der von den Nationalsozialisten als jüdischer „Asphaltliterat“ beschimpfte Anton Kuh in der Zähmung von instrumentenbewehrten und rücksichtslos den Moment ihres Einsatzes auskostenden Orchestermitgliedern in Solo- oder Gruppenposition besteht. Um es auf den Punkt zu bringen: „Wenn die Opern dich umbrausen mit Getön, dann genieße auch die Pausen – sie sind schön“.

Als einer der parodistischen Höhepunkte der Darbietung des Simmerather Rezitators ist sicher das „Abendlied: Der Mond ist aufgegangen - Helmut Kohl liest Matthias Claudius“ von Dieter Hildebrandt hervorzuheben.

Auch mit einem Berufsgespenst im Prater auf der Geisterbahn, einer ostfriesischen, Briefe an ihren Sohn schreibenden Mutter oder dem modernisierten Schneewittchen, Whity genannt, machten die fast dreißig Zuhörerinnen und Zuhörer amüsante Bekanntschaft. Mit viel Applaus, aber auch der Bereitschaft zu konzentriertem Hinhören goutierten sie einen Abend voller Sprachwitz und Esprit aus der Feder von Schriftstellern und Künstlern wie - neben den bereits erwähnten – Alfred Polgar, Armin Eichholz, Roda Roda, Schobert und Black und Uta Klaus auf der einen und Thomas J. Lennartz‘ Eloquenz sowie Darstellungs- und Dialekttalent auf der anderen Seite.

Im vorweihnachtlichen Literaturcafé am 1. Adventssonntag wird Thomas J. Lennartz ein weiteres Mal in diesem Jahr zu erleben sein. Zusammen mit Hans Fabelje an der Gitarre wird er Nachdenkliches und Heiteres zur Weihnachtszeit lesen. Mehr dazu unter www.simmerath.de.

Literaturcafé „Tischlein deck dich – das Handwerk im Märchen“

Was ist ein Zirkelschmied? Warum wird der Schneider im Märchen so oft in der Verkleinerungsform genannt? Auf welche Bibelstelle im Alten Testament geht das „Das kalte Herz“ zurück?

Interessante Fragen, die sich im Literaturcafé „Tischlein deck dich – das Handwerk im Märchen“ der Gemeindebücherei Simmerath und der Freunde fürs Lesen auftaten und von Margret Hanuschkin beantwortet wurden. Mit der Literaturwissenschaftlerin und Journalistin aus Düren tauchten die Gäste in die Welt der Märchen und des traditionellen Handwerks ein. Denn hier gibt es selbstverständliche Verbindungen. Oft sind die Handwerker die Helden der Geschichten, ob sie nun Schneider(lein), Köhler, Drechsler, Koch oder Müller sind.

Sie waren zur Zeit der klassischen Märchenerzähler gesellschaftlich anerkannt. Werturteile wie „Handwerk hat goldenen Boden“ wurden geprägt. Dass ihr Weg zu dieser Anerkennung aber auch beschwerlich war, spiegeln die Märchen von Grimm, Hauff &Co sehr eindringlich. Viele ihrer Abenteuer und Prüfungen ereignen sich auf der Wanderschaft während ihrer Lehrjahre, in denen Schmalhans Küchenmeister war, in denen sie sich ihr Nachtlager mit anderen Handwerksburschen ärmlich teilen mussten.

Ihre Flucht aus Notzeiten waren für die Menschen vergangener Jahrhunderte ihre Geschichten , die sie sich am Feuer oder am Spinnrad erzählten. Dabei träumten sie sich weg, aus Klein wurde Groß, aus Arm wurde Reich, aus Bettlern, Spielleuten und Müllerssöhnen wurden Prinzen.

Margret Hanuschkin erzählte kurzweilig, fast leichtfüßig, sehr unterhaltsam und immer wieder im Dialog mit dem Publikum, das zum Teil sehr „märchenfest“ war und eigene Märchendeutungen aus der Kindheit lebendig werden ließ.

"Kinder experimentieren für Kinder"

"Kinder experimentieren für Kinder" hieß es in der Gemeindebücherei Simmerath und die dreizehnjährige Schülerin Jenny Jansen aus Rurberg zeigte Kindern im Grundschulalter Erstaunliches aus der Welt der Physik.

Was im Schulunterricht vielleicht etwas trocken rüberkommt, wurde an diesem Aktionsnachmittag sehr gelungen spielerisch verpackt.

Die kleinen Assistenten hatten viel Spaß am Ausprobieren und Herausfinden, etwa dass Salz schwerer als Pfeffer ist, wie sich Wasser, Feuer und Luft auf engem Raum zueinander verhalten und dass auch mal die eigene Turnhose herhalten kann, um eine elektrostatische Aufladung durch Reibung zu erzeugen.   

Nach den Sommerferien geht es beim Hör zu – mach mit-Programm unter dem Motto „Was Kinder wissen wollen“ weiter mit Alltags-Experimenten.

"Meine Krone in der Asche"

Lesung mit Hanna Zack Miley. „Ich habe lange gebraucht, um den Weg zur Vergebung und zur Befreiung vom Trauma der Vergangenheit zu gehen. Es dauerte Jahre, bis ich mich der Vergangenheit stellen und sagen konnte: Ja, diese Dinge sind mir wirklich passiert.“

Den Weg zu dieser heilenden Erkenntnis hat Hanna Zack Miley in ihrem Buch „Meine Krone in der Asche“ auf sehr beeindruckende Weise beschrieben.

Als Hannelore Zack, geboren in Gemünd, im Alter von sieben Jahren am 24. Juli 1939 Köln in einem Zug Richtung London verließ, wusste sie noch nicht, dass sie Teil des legendären „Kindertransports“ war, der 10.000 jüdische Kinder vor Hitlers Nazi-Regime rettete. Sie wurde gerettet, während Ihre jüdischen Eltern am 3. Mai 1942 in einem abgelegenen Waldgelände in Polen vergast wurden.

Wie sollte sie fertig werden, mit dieser „Schuld“, dieser ungelebten Trauer, dem Verlust von Identität?

Hanna Zack Miley erzählt von unmenschlicher Entbehrung, von Anfeindung und Hass. Ihre Kindheitserinnerungen verblassten allmählich. Umso mehr freute sie sich, dass sie bereitwillige Auskünfte von Zeitzeugen erhielt, als sie sich 2008 zu ihren Wurzeln in ihre Eifel-Heimat aufmachte. Der Schützenvereinskamerad ihres Vaters, Willi Kruff, das ehemalige Hausmädchen, Lisbet Ernst, oder die Nachbarsfamilie Schmitz geben ihr wertvollste Einblicke in ihr damaliges Zuhause in der Dreiborner Staße 174 in Gemünd. Man zeigt, was aus ihrer Kindheit übrig geblieben ist: ein Apfelbaum, der den schweren Bombenangriff überstanden hat. Hanna pflückt zwei Äpfel und ist zutiefst dankbar für jedes Puzzlesteinchen, das schließlich das Gesicht  und den Charakter ihrer Eltern, Amalie und Markus Zack, zu einem Gesamtbild formen.

So schwer ihr Leben auch war, so überragend vermittelt sie ihren Weg zur Heilung und Vergebung. Nicht zuletzt durch den Beistand ihres Mannes George und ihres neuen christlichen Glaubens erfährt sie, dass man Wahrheit aussprechen muss, sich selbst aber nicht zum Richter über Menschen und Umstände machen darf. Nur dadurch hat sie gelernt, loszulassen und ein von Selbstzweifeln und Hoffnungslosigkeit befreites Leben anzunehmen und als Glück zu empfinden.

Gemeindebücherei, der Ökumenische Arbeitskreis Simmerath und Peter Nießen als Mitarbeiter des „Glanzpunkt Eifel“ und als persönlicher Freund der Mileys hatten die Holocaust-Überlebende aus Phoenix, Arizona, die jährlich einige Monate in Dahlem lebt, eingeladen. In ihrer Lesung kombinierte Hanna Zack Miley  Erzählung und Textpassagen aus ihrem Buch sehr lebendig miteinander. Sie hatte ihr Publikum, über sechzig Frauen und Männer sowie einige jugendliche Zuhörer, aufmerksam im Blick und lächelte. Ja, sie lächelte trotz der grausamen Erinnerungen, was die Bewunderung noch verstärkte für die alte Dame, klein von Statur, aber groß in ihrem Beispiel, das sie nachfolgenden Generationen sein kann.

Eine Brücke schwingt sich… Ein Eifel-Album

v.l. Rita Plum, Thomas J. Lennartz, Peter Stollenwerk

Fragt der Mann den Bauern: "Wenn ich jetzt über Ihr Feld laufe, erwische ich dann noch den 17-Uhr-Zug?" Erwidert der Bauer: "Wenn Sie auf meinen Bullen treffen, schaffen Sie sogar noch den Zug um 16:30." Diese Szene könnte sich in der Eifel abgespielt haben, oder? Obwohl es hier eher wenig Zugverkehr gibt. Was aber dazu einfällt, ist, dass sich der Eifeler doch im Grunde durch eine gewisse Bauernschläue auszeichnet. Davon hörten und sahen die zahlreichen Gäste des sonntäglichen Literaturcafés von Gemeindebücherei Simmerath und Förderverein noch Einiges mehr. Als Titel trug die Veranstaltung ein Zitat von Clara Viebig: "Eine Brücke schwingt sich, über die jeder gehen muss, der ganz verstehen will, was Eifel heißt." Büchereileiterin Rita Plum hatte die Brücke gebaut, eine Brücke zwischen Geschichten, Eindrücken, Anekdoten, Reportagen aus Vergangenheit und Gegenwart, allesamt geschrieben von Eifel-Autoren, und einer Auswahl von faszinierenden Fotos von Personen und Landschaften des Monschauer Landes.

Alle gingen mit über diese Brücke, indem sie heiter Skurrilem, aber auch Nachdenklichem und durchaus Ungewohntem lauschten, das vorgetragen wurde von Thomas J. Lennartz. Eine neue Herausforderung für den versierten Rezitator, der sich bisher mit seinen "Alles nur geklaut"-Programmen und weihnachtlichen Lesungen einen Namen gemacht hat, schwingt doch in den Geschichten der  Eifel-Autoren ein ganz spezieller, von der Landschaft geprägter Sprach-Ductus mit. Er meistert dies alles grandios, zieht alle Register seines sprachlichen und stimmlichen Ausdrucks. Er feiert die Natur und die Einsamkeit auf Ludwig Mathars "Wanderung" durchs Venn, eröffnet Ernest Hemingways Feuer der Wump Gun vor den Bunkern der Krauts im "Krieg an der Siegfriedlinie", erschafft Hubert vom Venns  leibhaftigen Harddrückejenesjenfonzeschäng und lässt ihn die "Kulturtage von Widdau" ausrufen, um nur drei Höhepunkte der Lesung anzuführen.

Das Publikum schmunzelt, wenn in Axel Kutschs Gedicht ein Hirsch Amok läuft und Clara Viebig sich – im Schneckentempo – ins Unterholz schlägt oder wenn von Jupp Hammerschmidts Klümpchensgläsern der Fastenzeit von früher die Rede ist und von der "Tofu-Werdung Christi" angesichts des Trends zum Vegetarismus von heute. Es leidet mit beim brutalen Kriegskampfgeschehen auf den Eifel-Höhen und findet Gefallen an Sätzen wie "In der Dämmerung sahen sie Rehe, die aus dem Wald zum Äsen auf die Lichtung kamen. Sie waren sehr scheu, eins blickte zum Haus hin. Jetzt, wo du da bist, habe ich keine Angst mehr, sagte Magena" in Norbert Scheuers Geschichte "Wald".

Bei der Zugabe lachen die Besucherinnen und Besucher herzhaft über einen Eifelindianer, dessen Kopfschmuck in die Mauser gerät. Und immer wieder staunen sie und schwärmen von den Bildern, die die Texte begleiten, jedes ein Kunstwerk für sich. Weißgetünchte Fachwerkhäuser, die sich hinter Buchenhecken ducken, ein erhobener Zeigefinger gegen menschlichen Größenwahn aus gesprengtem Bunkereisen vor stahlblauem Himmel, alte Menschen in alten Häusern und Werkstätten, beredte Zeugnisse aus schweren Zeiten, in denen jedes Ding seinen Wert hatte und behielt. Und immer wieder die Natur, fotografisch eingefangen in Baumgemälden, weiten Aussichten, Miniaturanschichten und Kuriositäten am Wegrand von Peter Stollenwerk. Alle kennen ihn, hat er doch seine journalistische Heimat in der Eifeler Lokalredaktion des Aachener Zeitungsverlags und setzt das Monschauer Land seit langer Zeit auf unnachahmliche Weise ins Bild.

Zum Schluss lobt jemand: "Das war eine runde Sache. Vor allem merkt man, da wurde viel Herzblut investiert." Da hatte er sehr recht.

Literaturcafé: Hans-Jürgen Siebertz liest aus seinem Buch "Wir Nachkriegskinder - Kindheit und Jugend im Monschauer Land"

© Pepe Fabelje

Das Buch hat er seinen Enkeln gewidmet „in der Hoffnung, dass auch sie eine so schöne Kindheit erleben können, wie sie mir vergönnt war“. Seine Freizeit widmet er der Heimatforschung. Enkel und Simmerather gleichermaßen können sich glücklich schätzen, dass es Hans Jürgen Siebertz gibt. Ohne ihn wäre längst nicht so bekannt, wie es zuging in der Eifel des vorigen Jahrhunderts. In insgesamt fünfzehn Büchern berichtet er davon. Viel Zeit und Arbeit hat er ehrenamtlich investiert, um das Erbe der Alten in die Zukunft zu tragen, sozusagen als Vermächtnis für die Jungen.

Gemeindebücherei und die Freunde fürs Lesen fanden dies Grund genug, den Lammersdorfer Geschichtsschreiber  zum ersten Literaturcafé 2016 einzuladen, um sein jüngstes Buch „Wir Nachkriegskinder – Kindheit und Jugend im Monschauer Land“ vorzustellen.

Hans Jürgen Siebertz wurde 1942 geboren und hat die Kriegs- und Nachkriegsjahre im wahrsten Sinne des Wortes am eigenen Leib erfahren. Da herrschten Not und Entbehrung, aber auch ein unerschütterlicher Erfindergeist. Die Kinder und Jugendlichen litten unter Hunger und militärischem Drill, dessen Vokabular sich bis in ihre Elternhäuser und in ihre Erziehung schlich. Auf dem Schwarzmarkt wurden sie viel zu früh erwachsen. Andererseits erklärten sie die Trümmerfelder entlang des Westwalls zu ihren Abenteuerspielplätzen, lebten mit der Natur, waren Sammler, Leseratten, waren trotz bescheidener Lebensverhältnisse fröhliche Kinder und schließlich „halbstarke“ Jugendliche.        

Insgesamt eine Kindheit zwischen Licht und Schatten, stark geprägt von den Werten und Vorbildern der nationalsozialistischen Ideologie, den ländlich bäuerlichen Notwendigkeiten, die Kinder zu Arbeitskräften erklärten, geprägt auch von den Lehren der katholischen Kirche. Kein Tag ohne Morgen-, Mittags- und Abendgebet, keine Wohnung ohne Schutzengelbild, kein Brot wurde angeschnitten, ohne vorher das Kreuzzeichen darüber zu schlagen. Wenig christliche Nächstenliebe erfuhren dagegen die evangelischen Flüchtlingskinder. Mit ihnen durfte man nicht spielen, und tat man es doch, garantierte diese Straftat einen Aufenthalt im häuslichen Rattenkeller.

Hans Jürgen Siebertz beschreibt dies alles sehr akribisch und versteht es, die Vergangenheit, auch anhand von Zeichnungen seiner Tochter Wibke Debuch, vor Publikum lebendig werden zu lassen. Er spricht ruhig, unaufgeregt, wähnt sich unter Freunden, Gleichgesinnten. Er erzählt mit dem Abstand vieler Jahre und wird doch an mancher Stelle des Vortrags zum kleinen Jungen, der oft genug Bekanntschaft mit dem tanzenden Kochlöffel machte, der für sein Leben gern Cowboy und Indianer spielte, der mit elf Jahren die herbe Erfahrung machen musste, zu alt für eine geschenkte Scheibe Wurst beim  Metzger zu sein.

Die zahlreichen Gäste des sonntäglichen Literaturcafés wussten, wovon Hans Jürgen Siebertz sprach. Sie fügten die eine oder andere Anekdote hinzu und lachten herzhaft, weil sie nachfühlen konnten, wie unangenehm der Gang zum furchtbar stinkenden Klohäuschen besonders in kalter Winternacht war, wie ekelhaft er die alljährliche Hausschlachtung empfand und wie peinlich den verhassten „Diener“ zur Begrüßung von Erwachsenen. Was die Mahnung „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ bedeutete, oder welche männlichen Fluchtinstinkte der Ausruf „Damenwahl“ beim Kirmesball auslöste, war dem Publikum ebenfalls noch in bester Erinnerung.

Im nächsten Literaturcafé am 10. April um 16:00 Uhr wird ein weiteres Eifel-Album unter dem Titel „Eine Brücke schwingt sich…“ aufgeschlagen. Thomas J. Lennartz liest heiter skurrile und nachdenkliche Texte von Eifel-Autoren. Kunstvoll bebildert wird die Veranstaltung mit Fotos von Peter Stollenwerk. Mehr unter www.simmerath.de.

© Pepe Fabelje

Adventliches Literaturkonzert in der Gemeindebücherei

© Pepe Fabelje

Eigentlich ist ja alles gesagt über Schnee, alles geträumt unterm Baum. Und doch klingelt es an Kalendertürchen, alle Jahre wieder. Und doch wird man verzaubert von alten und neuen Geschichten, von alten und neuen Liedern, die unsere Vorfreude auf das Fest der Feste von Woche zu Woche im Advent steigern.

Gelegenheit dazu bekam man im letzten sonntäglichen Literaturcafé dieses Jahres, das Bücherei und Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath e.V. besonders gemütlich hergerichtet hatten. Bei Kaffee, Tee und Gebäck ließ es sich nett miteinander plaudern und aufs eigentliche Programm des Nachmittags einstimmen. Dieses Programm lag in den Händen von Thomas J. Lennartz und Hans Fabelje.

Thomas J. Lennartz begeistert seit geraumer Zeit erwachsene Zuhörer mit der Bandbreite seiner stimmlichen Möglichkeiten und seiner feinen Sprachmelodie. Es ist einfach ein Ohrenschmaus der besonderen Art, dem Herz und Hände des Publikums anhaltend Beifall klatschen.

Aber auch die Auswahl seiner Texte fesselt immer wieder aufs Neue. Sein aktuelles Weihnachtsprogramm leitet er ein mit drei heiter-ironischen Stücken. Das erste Szenario widmet er allen Menschen, die sich auf der Flucht befinden und die der Behördenwillkür ausgesetzt sind. Es geht etwa um die dpa-Eilmeldung: „Säugling in Stall gefunden – Polizei und Jugendamt ermitteln. Schreiner aus Nazareth und unmündige Mutter vorläufig festgenommen.“ Dabei stellt er die Frage „Was, wenn Weihnachten heute stattfinden würde?“ Die Antwort darauf fällt leider nicht besonders ermutigend aus.

© Pepe Fabelje

In „Weihnachten im Oktober“ aus der Stenkelfeld-Reihe bleibt das Lachen an mancher Stelle im Hals stecken und einem kann angst und bange werden angesichts der fast militanten Werbefeldzüge unter der Überschrift „Weihnachten bis zum Äußersten“, die sich die großen Supermarktketten alljährlich kurz nach der Sommerpause liefern. Auch in „Merry christmas allerseits“ wird unter anderem der Weihnachtskaufrausch thematisiert. In schönstem Denglisch heißt es dort z.B.: „Every Parkhaus ist besetzt, weil die people fahren jetzt all to Kaufhof, Mediamarkt, kriegen nearly Herzinfarkt, shopping hirnverbrannte things and the Christmasglocke rings.”

Wie rührend und beruhigend ist es, danach weihnachtlichen Kindergeschichten wie “Pelle zieht aus” von Astrid Lindgren und “Melvins Stern” von Nathan Zimelmann sowie der Erzählung “Pasteten im Schnee” von Beatrice Schenk de Regnier zu lauschen. Elterliche Gedankenlosigkeit, die sich in Traurigkeit und Wiedergutmachung wandelt sowie das Vertrauen darauf, dass für die ganz Kleinen und Unbedeutenden unverhofft doch noch die große Stunde schlägt, sind letzten Endes tröstende Weihnachtsbotschaften.

Hans Fabelje ist kein Neuling in der Bücherei, gestaltete er doch den musikalischen Teil der Langen Nacht der Bibliotheken in diesem Jahr und konnte dabei mit seinem Gitarren-Spiel die Zuhörer beeindrucken. Die adventliche Lesung brachte er mit Musik aus der ganzen Welt zum weihnachtlichen Klingen. Verträumt klang es bei „El Farol“ von Carlos Santana, romantisch im  „Song Not Forgotten“ von David Qualey und sehr spannungsgeladen bei „Milonga“  von Juan Buscaglia, um nur ein paar seiner wohlausgewählten Titel zu nennen. 

Die beiden Akteure sind ein gutes Team und ihre Zusammenarbeit bereitet ihnen sichtlich Spaß. Der wiederum überträgt sich auf die Zuhörer, die sich auch diesmal Zugaben wünschten und mit viel Applaus bedankten.

Lennartz liest Literatur: Alles nur geklaut – Die Dritte

Die Gemeindebücherei Simmerath hatte ein kleines Jubiläum zu feiern: bereits zum dritten Mal Thomas J. Lennartz mit eigenem Programm. Büchereileiterin Rita Plum begrüßte „ihren“ Vorleser, der sich vor ein paar Jahren „beworben“ hatte und gleich mit seinem Part bei „Hör zu – mach mit“ für Kinder und Jugendliche zum ehrenamtlichen Einsatz gekommen war. Schon bald hatte sich herausgestellt: er kann mehr. Zunächst reichte er Literaturhäppchen für Erwachsene und startete schließlich 2013 sein erstes eigenes Programm „Lennartz liest Literatur: Alles nur geklaut“, 2014 das zweite und nun die Premiere der dritten Auflage.

Wieder waren es kabarettistische und parodistische Texte, diesmal von Italo Calvino, Daniel Glattauer, Georg Kreisler, Helmut Qualtinger, Thaddäus Troll, Torsten Sträter und einigen mehr, die Thomas J. Lennartz auf seine ganz eigene Art interpretierte. Aber auch zwei eigene Stücke präsentierte er und setzte sich darin u.a. humorvoll kritisch mit Dr. Eckart von Hirschhausens Ansichten zur Homöopathie auseinander.

Die erste Hälfte des Programms stand unter der Überschrift Gesundheit, Krankheit und Vorsorge. Das eher unangenehme Thema, mit dem jeder der Zuhörer bereits konfrontiert wurde, sprühte aber vor Witz und fast schon Galgenhumor. Es gipfelte schließlich in den Untiefen einer Darmspiegelung als „Reise ins Ich“, verbunden mit dem Appell, sich ihr trotz aller entwürdigender Nebeneffekte zu unterziehen. So etwas kann niemand treffender beschreiben als der Ruhrpottkabarettist Thorsten Sträter. Dass dieser den Text exklusiv für ihn zum Vortrag freigegeben hat, erfüllt Thomas J. Lennartz mit großem Stolz.

Nach der Pause erfuhr man mehr über das ewige Thema „Mann und Frau und Kind“. Es gab Antworten auf die Fragen, warum und wie Frauen Männer abblitzen lassen und warum manche Kinder so schwer Deutsch lernen. Das Publikum tauchte dabei schmunzelnd bis laut lachend ein in die Ära des Kevinismus und des Chantalismus. Zum Schluss dozierte Lennartz  augenzwinkernd über das Mysterium Elektrizität im Allgemeinen und die Frage „Wohin geht sie, nachdem sie den Toaster verlassen hat?“ im Besonderen. Danach wurde die schon immer heimlich gehegte Vermutung zur Gewissheit: Strom muss dünn sein muss, sonst würde er ja nicht durch derart dünne Kabel fließen können. Logisch.

Thomas J. Lennartz liest vor, rezitiert, proklamiert fremde sowie eigene Texte und nutzt gekonnt alle Farben der Stimm-Palette von sanft säuselnd bis derb polternd, Dialekt- und Gesangseinlagen inklusive. Er beherrscht die Kunst der animierenden Überleitung. Die Hintergrundrecherche verrät seine journalistische Heimat, die persönliche Einschätzung seine Liebe zum geschriebenen und gesprochenen Wort. Zwei Stunden ganz großes Literaturkino!

Beim nächsten Literatur-Café der Gemeindebücherei am 29. November ist Thomas J. Lennartz ein weiteres Mal zu erleben. Zusammen mit Hans Fabelje an der Gitarre liest er Adventliches und Weihnachtliches.

Literaturcafé mit Ruth Richter

Eifel. Heftige Regenschauer. 14 Grad. "Genau das richtige Wetter zum Träumen; vielleicht  von einem Sommer auf der Alm?", sagten sich viele und besuchten das sonntägliche Literaturcafé von Bücherei und Förderverein der Gemeindebücherei Simmerath.

Mehr als vierzig Gäste fanden nach kurzfristigen Anbaumaßnahmen Platz zum Plaudern bei Kaffee, Tee und leckerem Selbstgebackenen. Und dann erzählte Ruth Richter aus Roetgen-Rott von ihrem großen Abenteuer auf der Stumpfalm im Gsieser Tal in Südtirol. Darüber hat sie ein Buch geschrieben, das sie "Wo die Riesen schlafen gehen" genannt hat. Sie las aus ihren tagebuchartigen Aufzeichnungen vor und  zeigte stimmungsvolle Lichtbilder, die das Publikum zu Kommentaren animierten wie "Das ist ja Idylle pur" oder "Da ist die Welt noch in Ordnung." Dass dies stimmt und manchmal auch nicht und was es mit dem Buchtitel auf sich hat, führte die Autorin in äußerst kurzweiligen anderthalb Stunden aus.

Wer Ruth Richter bei ihren Vorträgen erlebt, lernt sie als eine sehr bodenständige, menschenfreundliche und naturbegeisterte Frau im Dirndl kennen, die schon immer wusste, was sie wollte. Aber für manche Lebensträume musste die Zeit erst reifen. Als ausgebildete Hauswirtschafterin und Altenpflegerin entschloss sie sich 2006 umzusatteln auf eine selbstständige Tätigkeit als Naturführerin. Bevor sie startete, nutzte sie die freie Zeit von drei Monaten, um sich ihren Traum von einem Sommer als Sennerin zu erfüllen.

Sie hatte im November 2005 eine Anzeige im Gsieser Gemeindeblatt aufgegeben, und nach einem Vorstellungsbesuch erhielt sie die Zusage von der Bauernfamilie Burger. So froh die Bäuerin auch war, eine "Fremde" für ihre Alm gefunden zu  haben, so skeptisch war der Bauer, dass Eine ohne einschlägige Erfahrung in der Landwirtschaft des Hochgebirges dieser Herausforderung gewachsen wäre.

Doch Ruth Richter stellte sich der Herausforderung;  mit Erfolg. Sie bewirtschaftete die Hütte, zauberte auch für unangemeldete Gäste immer etwas Essbares auf den Tisch, stampfte Butter, machte Käse, beaufsichtigte die jungen Hirten, hütete das Vieh und versorgte vier Kälber, die im Sommer 2006 auf fast 2000 Metern Höhe zur Welt gekommen sind.

Gleichwohl, einfach war’s nicht für die Eiflerin, und sie nahm gern Hilfe ihrer Familie an, die die Gelegenheit nutzte, Alm- Urlaub zu machen. Letztlich veranlassten  ihre mangelnde Furcht vor harter Arbeit, ihre Liebe zur Natur und zu den "Viechern", wie sie "ihre" Kühe liebevoll nannte, Franz Burger am Ende zu einem Lob der besonderen Art: "Mit dir und deiner Familie kann man ja einen Krieg gewinnen."

Der Abschied nach drei Monaten auf der Alm mit dem fantastischen Blick auf die umliegenden Bergspitzen, die aussehen wie Riesen, die sich schlafen gelegt haben, fiel natürlich schwer. Doch Ruth Richter besucht die Burgers bis heute regelmäßig, um die entstandene Freundschaft aufrecht zu erhalten.

Sie gerät immer noch ins Schwärmen, und das Zuhören macht Lust auf weitere Begegnungen mit ihr; etwa bei Reisen oder Wanderungen, über die man mehr unter www.naturerlebnisse.com erfährt.

Das Bücherei-Publikum war sehr beeindruckt und bedankte sich mit herzlichem Applaus.

Literaturcafé mit Christiane Wünsche

Campingplatz "Eifelwind": hört sich an nach Urlaub, Erholung, Naturerlebnis. Was diese Idylle trüben könnte, wären Bauarbeiten, polizeiliche Ermittlungen und jede Menge Stress. Leider gibt’s davon ausgerechnet vor Pfingsten mehr als genug; nicht zuletzt nach dem Fund einer Kinderleiche.

Jule Maiwald, Betreiberin des Campingplatzes, ist zum Glück mit einer guten Spürnase ausgestattet, sodass ihre eigenen Nachforschungen, die bis in die Zeit der letzten Kriegsjahre reichen, die Lösung des Kriminalfalls schneller herbeiführen, als die der Polizei. Bis es allerdings dazu kommt, fließt noch einiges Blut und der Leser bangt ein ums andere Mal um Leib und Leben der Protagonisten. Jedenfalls ist der Plot zu Christiane Wünsches gleichnamigem Krimi alles andere als "kinderleicht".

Geschickt verknüpft die Autorin aus Kaarst in ihrem zweiten Krimi um Jule Maiwald verschiedene Erzählstränge miteinander, blickt in die Psyche der Täter, von denen es gleich mehrere gibt, und erzeugt knisternde Spannung. Dies gelingt ihr auch bei ihren Lesungen, wie zuletzt im Literaturcafé der Gemeindebücherei Simmerath. Die szenische Umsetzung gelingt nicht nur durch ihren lebhaften Vortrag, sondern ebenso durch eine Kulisse mit Wohnwagenabbildung im Hinter- und Totenschädel im Vordergrund sowie durch eine besondere musikalische Untermalung.

Harry Meschke ist diesbezüglich ihr Partner. Er stimmte die Lesung sehr eindrucksvoll auf dem "Hang" ein, einem Schweizer Instrument, das auf den ersten Blick aussieht wie ein großes Luftkissen aus Metall. Es wird mit Fingern, Händen, Nägeln, oder der Faust gespielt.

Noch außergewöhnlichere Klänge, die jeweils die einzelnen Lesungsabschnitte markierten, erzeugte der Musiker auf seinem Aquaphon. Sie erinnerten an Rufe von Walen und reichten beispielsweise im Zusammenhang mit dem Buch-Prolog, in dem der Leser von einem Kind erfährt, das offenbar in einer Art Verlies vor sich hinvegetiert, bis an die Schmerzgrenze des Zuhörens. Das Publikum war dennoch davon sehr angetan und wollte am Schluss unbedingt mehr über dieses Instrument wissen, das mithilfe von Metall und Wasser sehr obertonreiche Klänge erzeugt.

Viel Applaus gab es schließlich für zwei routinierte Künstler, die Literatur und Musik zu einem nachhaltigen Erlebnis machten.

Das nächste Literaturcafé findet statt am Sonntag, dem 16. August, und zwar mit Ruth Richter aus Roetgen-Rott. Sie wird von ihrem Sommer auf der Alm erzählen und ihr Buch "Wo die Riesen schlafen gehen" vorstellen.

Literaturcafé mit Kurt Lehmkuhl

„Mann, Mann, Mann, hier ist heute wieder was los!“, so würde Ex-Kommissar Böhnkes Kollege Schäffer vom Polizeirevier Hengasch in ähnlicher Situation womöglich lamentieren. Denn in Huppenbroich, dem beschaulichen Ortsteil von Simmerath, ist tatsächlich jede Menge los. Und dabei lassen wir Pferde- und Hamstersegnung mit großer Prozession durch die wunderschöne Eifellandschaft einmal ganz außer Acht. Genau diese malerische Idylle  wird gerade durch die Errichtung einer Thuja-Hecke auf Schmitze Billas Grundstück verschandelt. Geht gar nicht! Eine Unverfrorenheit!, finden die Huppenbroicher So sehr sie sich jetzt - mit gehöriger krimineller Energie übrigens – dagegen engagieren, so wenig haben sie sich um Schmitze Billa gekümmert. Nun ist es zu spät, nun ist sie nämlich tot.

Doch sie ist nicht die einzige Leiche bzw. Beinah-Leiche in Kurt Lehmkuhls neuestem Krimi „Fundsachen“. Nachdem der pensionierte Kriminalhauptkommissar Rudolf-Günther Böhnke den verzweifelten Walter Frosch vor einem Selbstmord bewahrt hat, sieht er es als seine Pflicht an, ihm zu helfen: Frosch wird um 500.000 Euro erpresst. Und da gibt es noch den Toten im Venn…

 

Kurt Lehmkuhl war bereits zum dritten Mal zu Gast in der Gemeindebücherei. Er wie auch sein Kommissar Böhnke schauen als Wahl-Huppenbroicher den Simmerathern ganz genau aufs Maul, ob das nun gefällt oder nicht. „Fundsachen“ ist der sechste Fall für seinen Aachener Exkommissar, ein wieder mal spannender Plot, der gleich drei Handlungsstränge sehr geschickt  und verblüffend zufällig zusammenführt. Lehmkuhl schreibt fein akzentuiert, was seine journalistische Heimat als Redakteur beim Zeitungsverlag Aachen verrät, stets gepaart mit leisen Prise Ironie und Humor.

Mit dieser Lesung feierten Gemeindebücherei und Förderverein in ihrem gut besuchten Literaturcafé bei Kaffee, Tee und Gebäck den Welttag des Buches, der sich in diesem Jahr zum 20. Mal jährt. Als eine würdige Verbindung zur Internationalität dieses Ereignisses erschien beim anhaltenden Schlussapplaus die Tatsache, dass kein geringerer Fleck auf Erden als eben Huppenbroich für einen Nachmittag den Nabel der Welt darstellte.

Nacht der Bibliotheken


Reges Treiben herrschte in der Gemeindebücherei anlässlich der Nacht der Bibliotheken. Mehr als 120 Besucher, Entleiher und neue Leser  wurden in sieben Stunden gezählt. Sie nutzten zusätzlich eingerichtete Sitzplätze zum Schmökern, erhielten Informationen  zur Nutzung der Online-Angebote, lauschten bei Getränken, Süßem und Herzhaftem Hans Fabeljes herrlich leichter Gitarrenmusik und abwechslungsreichen Literaturhäppchen.


In gewohnt professioneller Manier trug Thomas J. Lennartz diese vor und spannte den literarischen Bogen so weit wie das Leben und letzten Endes auch wie das Angebot einer Bibliothek: von sehr ernst bis komisch-heiter. Alles in allem ein besonderer Tag und ein gemütlicher Abend im Jahreslauf der Gemeindebücherei.

„Worüber das Christkind lächeln musste…“

„Jetzt kann Weihnachten kommen!“, so das Resümee des Publikums nach einem heiter besinnlichen Literaturkonzert am Sonntagnachmittag mit Thomas J. Lennartz und Vooks in der Gemeindebücherei Simmerath.

Thomas J. Lennartz, Journalist, Marketingfachmann und Lektor hat sich bereits als Wortvortragskünstler im besten Sinne mit seinen Soloprogrammen „Alles nur geklaut“ einen Namen gemacht. Vooks® -Musik wird in diesem Tagen zehn Jahre alt und  steht für klaren Soprangesang und vielseitige Instrumentalbegleitung, die sich immer ein wenig irisch anhört. Über das Thema Weihnachten haben die Beiden zusammengefunden und weckten anlässlich ihrer ersten gemeinsamen Veranstaltung „Worüber das Christkind lächeln musste…“ viel Vorfreude auf das Fest.

Schließlich taten es die Gäste im adventlich hergerichteten und bis auf den letzten Platz gefüllten Büchereicafé dem Christkind gleich, und das nicht nur als die gleichnamige Geschichte von Karl Heinrich Waggerl vorgelesen wurde. Nicht das Kind in der Krippe, sondern ein gewitzter Floh spielt im Stall zu Bethlehem ausnahmsweise einmal die Hauptrolle.

Vom Lächeln zum Lachen gelangten die Rückmeldungen des Publikums auf die beiden Stücke aus der „Stenkelfeld-Reihe“ von Harald Wehmeier und Detlev Gröning. Während es in „Advent, Advent – ein Kraftwerk brennt“ um den alljährlichen Nachbarschaftswettbewerb um die aufwändigste Haus- und Grundstücksillumination geht, die unweigerlich in der Energiekatastrophe enden muss, sagen in „Advent im Seniorenheim“ die Alten den Jungen und den vermeintlich Berufenen den Kampf an, um sich gegen die verordnete Weihnachts-Berührung und -Bespaßung zu wehren.

Doch Thomas J. Lennartz wäre nicht der Profi, der er ist, wenn er nicht verstände, Heiteres, mit Traditionellem, Traurigem und Anrührendem in einer gelungenen Reihenfolge zu kombinieren. So standen eben neben satirischen Texten auch Hans Christian Andersens Märchen vom kleinen Mädchen mit den Schwefelhölzern und die Weihnachtsgeschichte nach Lukas und Matthäus auf dem Programm  sowie die „absolute Lieblingsgeschichte“ des ehrenamtlichen Vorlesers der Gemeindebücherei.

Copyright Pepe Fabelje


„Pasteten im Schnee“ heißt sie und wurde von Beatrice Schenk de Regniers geschrieben. Mit schlesischem Akzent gekonnt unterlegt lud Lennartz seine Zuhörer mit ein ins kleine alte Haus des kleinen alten Mannes und seiner kleinen alten Frau, die so gern ein richtiges Fest feiern möchte. Aber weder Gäste noch „ein Krüstchen Brot oder ein Krümchen Kuchen“ sind vorhanden. Da übernimmt ein Schneesturm die Bescherung und schließlich wird es ein Fest, das den vielen, vielen im kleinen alten Haus Gestrandeten und seinen Besitzern für immer in Erinnerung bleiben wird.

Diese emotionale Vielseitigkeit des gesprochenen Wortes musikalisch zu begleiten, war zugegebenermaßen eine Herausforderung. Vooks® nahm sie an und berührte auf ihre Weise. Traditionelles wie „Maria durch ein Dornwald ging“ oder „Stille Nacht“, zum Teil von ihr selbst neu arrangiert, und eher Unbekanntes „In the bleak Midwinter“ oder „Er is een kindeke geboren op d’aard” gesungen und auf Dulcimer, Querflöte oder Akkordeon virtuos gespielt, ergänzte die Literatur sehr harmonisch und einfühlsam.

Der lange Applaus wurde wiederum mit den Zugaben "Die Geschichte eines Pfefferkuchenmannes“ von Jean Paul und einem Akkordeon-Kanon für alle belohnt, der die Stimmung beim Nachhausgehen trefflich beschrieb: „Oh wie wohl ist mir am Abend!“.